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Thüringen: Traurige Entwicklung im Freistaat! „Immer weniger Menschen sind bereit“

Erschreckende Zahlen aus Thüringen: Eine Entwicklung im Freistaat bereitet ganz schön Bauchschmerzen. Worum es geht? Liest du hier.

Thueringen
© IMAGO / Panthermedia

Das waren die bisherigen Ministerpräsidenten in Thüringen

Wer hatte seit der Wiedervereinigung in Thüringen das Sagen? Wir zeigen die bisherigen Ministerpräsidenten.

Es ist eine Entwicklung in Thüringen, die traurig macht: Immer mehr Kinder werden im Freistaat von Pflegefamilien betreut.

Denn sind Eltern sehr krank, mit der Erziehung stark überfordert oder gewalttätig, können ihre Kinder in Pflegefamilien aufgenommen werden. Doch die Nachfrage ist in Thüringen höher als das Angebot.

Thüringen: Zahl der Kinder in Pflegefamilien steigt

In den letzten zehn Jahren habe sich die Zahl der Kinder in Pflegefamilien konstant erhöht, wie es auf Anfrage aus dem Ministerium für Bildung, Jugend und Sport heißt. Gab es 2013 noch 1.754 Pflegekinder, waren es im vorvergangenen Jahr 2.207. Dabei geht es um Kinder in Vollzeitpflege, die also befristet oder dauerhaft in einer anderen Familie leben. Nicht dazu zählen Kinder, die kurzfristig in Not geraten sind und vorübergehend in Obhut genommen werden.

Die für das Thema zuständigen Jugendämter der Kommunen spiegeln den Ministeriumsangaben zufolge, dass es gerade für junge Kinder zu wenige Pflegefamilien gebe. „Insbesondere fehlen Bereitschaftspflegestellen, also solche Familien, welche Kinder im akuten Notfall ad hoc aufnehmen“, erklärte eine Ministeriumssprecherin.

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In solchen Familien bleiben die Kinder, bis sich geklärt hat, wie es für sie künftig weitergeht: etwa ob sie länger in eine Pflegefamilie oder ein Kinderheim kommen. Gerade jüngere Kinder würden in Pflegefamilien vermittelt, so die Sprecherin. Den Kleinen solle so auch Bindung, Geborgenheit, Vertrauen und weitestgehend ein Zuhause ermöglicht werden.

Gründe für den Mangel an Pflegefamilien in Thüringen:

Den Mangel an Pflegefamilien führt das Ministerium unter anderem darauf zurück, dass Interessenten Anforderungen zu hoch und Bedingungen zu ungünstig erschienen. Interessierte durchlaufen demnach einen meist mehrmonatigen Prozess, bei dem ihre Eignung geprüft wird. Dazu gehören viele Unterlagen, Gespräche, Besuche der zuständigen Stellen und Schulungen für die Pflegeeltern in spe.

Auch beim Landesverband der Pflege- und Adoptivfamilien Thüringen heißt es, dass die Nachfrage an Pflegefamilien nicht gedeckt werden könne. „Es werden immer weniger Menschen, die bereit sind für diese Aufgabe“, sagt die Verbandsvorsitzende Vera Schade. Aber auch sie kennt die Aspekte, die abschrecken. „Hat man selbst junge Kinder und ist berufstätig, ist es erst recht herausfordernd, so eine Aufgabe zu übernehmen.“ Zumal es sich häufig um Kinder handle, die viele negative Dinge erlebt hätten und damit belastet seien.

„Viel Lachen, aber auch Tränen“

Einiges habe sich verbessert. So seien Pauschalbeträge, die Pflegeeltern erhielten, in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Dennoch müsse mehr passieren, damit die Aufgabe attraktiver werde. So plädiert Schade dafür, dass eine Art Elternzeit – mit bezahlter Auszeit vom Job – für Pflegeeltern möglich sei, wenn ein Kind neu in die Familie komme. Auch müssten Jugendämter, die die Pflegefamilien unterstützten und kontrollierten, besser ausgestattet werden. „Aber auch hier merkt man den Fachkräftemangel“, so Schade.


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Dabei sei bei einem 24-Stunden-Job wie dem von Pflegeeltern jede Entlastung wichtig. Bei allen Anstrengungen gebe es aber auch Positives: „Es ist spannend mit den Kindern, die Welt aus ihrer Perspektive zu erleben, sie sind die besten Lehrer – und es gibt viel Lachen, aber eben auch Tränen.“ (dpa, jko)