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Thüringen: Voigt verwirrt im TV-Interview – „Aufback-Döner“ als Thüringer Brauchtum

Vor laufender Kamera sorgte der Thüringer CDU-Chef Mario Voigt mit einem bizarren Vergleich für Verwirrung. Hier liest du mehr.

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© IMAGO / HMB-Media / Geisser / Montage: Thüringen24

Die Geschichte des Traditionshandwerk in Thüringen

Die Porzellanherstellung und die Glasbläserei haben eine lange Tradition in Thüringen.

„Nein“, heißt es auf der Homepage der CDU, bei „Leitkultur“ gehe es „nicht um Brezeln, Leberwurst und Bier. Es geht auch nicht um deutsche Lieder oder deutsches Kulturgut“. Ja, aber um was geht es bei dem Begriff eigentlich? Auch die Thüringer CDU führt ihn in ihrem diesjährigen Wahlkampf weit vorne mit an. Quasi als bürgerliche Alternative zum Nationalismus der AfD.

Über die genaue Bedeutung von „Leitkultur“ ist sich die CDU aber selbst noch immer nicht so ganz einig. Eine Szene bei „Hart aber fair“ (ZDF) vom Montag (29. April) macht das mehr als deutlich. Ein Vergleich des Thüringer CDU-Spitzenkandidaten Mario Voigt sorgte für Verwirrung.

Thüringen: CDU-Chef mit skurrilem Vergleich

Klar ist, bei „Leitkultur“ geht es irgendwie um Integration, den Umgang mit Migranten und, laut CDU, auch um „Probleme der Zuwanderung“. Dass der Begriff bisher aber nicht mit einem dicken Edding umrandet ist, zeigt alleine schon, dass die Runde bei „Hart aber Fair“ mehr als zehn Minuten über ihn diskutieren kann.

Im Entwurf zum neuen Grundsatzprogramm der CDU steht zumindest das:

„Eine deutsche Leitkultur kann nicht ohne Verständnis ohne unserer Traditionen und Bräuche, des ehrenamtlichen Engagements und Vereinslebens, der deutschen Kultur und Sprache sowie unserer Geschichte und der daraus resultierenden Verantwortung gelingen.“

„Bei uns gibt’s auch die Bratwurst“

Moderator Louis Klamroth wollte es an diesem Abend von Voigt aber noch einmal genau wissen. „Welche Bräuche sind jetzt essenziell für eine deutsche Leitkultur?“, fragte er. Gerade um den Begriff „Bräuche“ sei er nämlich ein bisschen gestolpert. „Dann habe ich kurz für mich überlegt und dachte: ‚Oh Gott, ich weiß jetzt gar nicht so richtig, was Bräuche sind und welche ich kennen muss.‘“

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Voigts Antwort fiel dabei – aus Sicht einiger Panel-Gäste – etwas diffus aus. „Bräuche sind manchmal aus sehr landsmannschaftlich“, sagte der Thüringer CDU-Chef. „Ich meine, ich bin jetzt Thüringer, wir sind bekannt als Land der Dichter und Denker, aber bei uns gibt’s auch die Bratwurst, um jetzt mal einen konkreten Brauch zu nennen.“

Aber nicht nur die Thüringer Bratwurst ist aus Voigts Sicht offenbar ein Brauch im Sinne deutscher Leitkultur. Er führt auch ein Beispiel an, das in eine ganz andere Richtung geht. „Heute war ich bei einem Türken, der in Thüringen lebt, der jetzt gerade als Weltpatent einen Döner zum Aufbacken [angemeldet hat]. Tutti completti in zehn Minuten. Das ist quasi gelebte Integration in Thüringen. Das ist mal ein Brauchtum, was sich erweitert.“


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Ob nun ein Aufback-Döner gelebte Integration ist, oder nicht, darüber lässt sich sicher streiten. Was genau Bratwurst und Döner aber mit Brauchtum zu tun haben, müsste Voigt sicher noch einmal genauer ausführen. Entsprechend hakte auch Juso-Chef Philipp Türmer noch einmal nach:

„Sie wurden gerade gefragt: ‚Was stellen Sie sich unter Leitkultur vor?‘ Und da kam ja nix!“, sagte er. „Da kam Bratwurst und da kam Aufbackdöner. Also es tut mir leid. Das ist ja intellektueller Tiefflug.“