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Thüringen: Wenn’s drauf ankommt, sind sie da – die Helden auf vier Pfoten

Erdbeben? Eine vermisste Person? Oder hunderte Menschen in Not? Kein Problem für die Hunde der Rettungsstaffel aus Thüringen.

© imago/BildFunkMV

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Es ist still im Wald bei Breitenworbis in Thüringen. Nur das Knacken kleiner Äste unter den Pfoten einer Gruppe Hunde ist zu hören. Die Hunde schnuppern konzentriert, wedeln kurz mit dem Schwanz, schnellen dann plötzlich los – und schlagen an. Lautes Bellen.

Für die Hunde bedeutet das: Ich habe jemanden gefunden! Für die Rettungshundestaffel Breitenworbis bedeutet das: Erfolg. Und manchmal: Leben retten.

Thüringen: Lebensretter auf vier Pfoten

Die Rettungshundestaffel Teamdogs aus Breitenworbis in Thüringen besteht derzeit aus 22 engagierten Mitgliedern – und 26 hochmotivierten Hunden. Denn hier geht es vor allem um die Tiere, die zu Spezialisten auf vier Pfoten ausgebildet werden. Ihre Aufgabe: Menschen finden, die verschwunden oder verschüttet sind. In der Thüringer Staffel gibt es drei Sparten. Flächensuchhunde: Die Hunde durchkämmen große, unübersichtliche Gebiete – Wälder, Felder, Parks – nach vermissten Personen. Sie arbeiten frei und ohne Leine, oft mehrere Hundert Meter entfernt vom Hundeführer, um möglichst viel Fläche in kurzer Zeit abzusuchen. Auch Trümmersuchhunde gibt es hier. Sie kommen nach Katastrophen wie Erdbeben oder Explosionen zum Einsatz. Ihr Job: Menschen unter eingestürzten Gebäuden, in engen Rohren oder unter Schutt zu finden. Sie müssen mutig, beweglich und selbstständig sein. Sogenannte Mantrailinghunde sind auch ein Teil der Staffel. Diese Spürnasen folgen der individuellen Geruchsspur eines Menschen – quer durch Städte, über Straßen, zwischen Menschenmengen. Sie brauchen eine besonders feine Nase und starke Konzentration.

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Doch welcher Hund eignet sich überhaupt für diese Arbeit? „Das ist ganz unterschiedlich“, erklärt Thüringerin Katja, ein erfahrenes Mitglied der Staffel. Am besten seien junge Hunde, maximal zwei bis drei Jahre alt, die noch „formbar“, lernbegierig und frei von schlechten Erfahrungen sind. Auch besonders verfressene oder verspielte Hunde sind ideale Kandidaten – denn Training bedeutet für sie: Spiel und Belohnung. „Die Mischung macht’s“, sagt Katja. Ob ruhig oder quirlig, groß oder klein – für jeden Charakter gibt es die passende Aufgabe. Die Ausbildung zum Rettungshund dauert zwei Jahre. Trainiert wird in Thüringen mindestens zweimal pro Woche. Um Langeweile zu vermeiden, suchen sich die Trainerinnen und Trainer immer neue Orte im ganzen Freistaat, damit Hund und Mensch gefordert bleiben. Dabei steht allerdings nicht nur das Training im Vordergrund, sondern auch der Spaß und die artgerechte Auslastung der Hunde.

Katja mit ihrer Border Collie Hündin „Tuuli“ – beide sind Mitglieder der Staffel aus Thüringen. Foto: Privat

Zwei Jahre Ausbildung, ein Leben voller Abenteuer

Natürlich bringt diese Arbeit auch Risiken mit sich. Die Hunde laufen oft voraus, durchsuchen unwegsames Gelände, erkunden Hänge oder dunkle Wälder. „Man muss sich bewusst sein, dass man ohne seinen Hund aus einem Einsatz zurück kommen könnte“, gibt Katja offen zu. Aber das passiere zum Glück sehr selten. Ein Erlebnis hat sich bei Katja aber besonders eingeprägt: Haiti 2010. Nach dem schweren Erdbeben war sie eine Woche lang mit ihrem Hund und einem Helfer vor Ort. Überall Trümmer, Chaos und Menschen in Not. „Das vergisst man nicht“, sagt sie. Besonders die Trümmersuchhunde waren hier unersetzlich – sie kletterten in enge Gänge, krochen unter Schutt, immer auf der Suche nach Überlebenden. „Da bleibt einem schon mal das Herz stehen“, erinnert sich die Thüringerin.


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Irgendwann kommt auch für die besten Rettungshunde der Ruhestand. Ein festes Alter gibt es bei der Rettungshundestaffel aus Thüringen aber nicht – die Fitness entscheidet. Alle zwei Jahre müssen Hund und Mensch eine Prüfung ablegen. Manche Hunde, wie eine besonders fitte Hündin der Staffel, sind mit zwölf Jahren noch immer aktiv dabei.

Die Arbeit der Rettungshundestaffel Breitenworbis ist ehrenamtlich. Finanziert wird sie größtenteils durch Spenden. Wer sich für die Arbeit interessiert, mithelfen oder spenden möchte, ist herzlich willkommen.