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Thüringer schwärmt von Sensationsfund – „Wird nur einmal alle 400 Jahre gefunden“

Seit jeher treibt die Suche nach den Schätzen dieser Erde viele Menschen an – auch den Thüringer Markus Schade.

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Es gibt diese Hobbies, die einen plötzlich finden und dann ganz für sich einnehmen. Genau das hat auch der Thüringer Markus Schade erlebt. Er hat nämlich das Goldsuchen für sich entdeckt.

Und wer diesem Hobby nachgeht, hofft vor allem auf eines: Die ganz große Entdeckung. Doch die hat ausgerechnet vor Jahren ein Thüringer gemacht, der so gar nichts mit dem Goldwaschen am Hut hat.

Thüringer mit besonderem Hobby

Mit geübter Hand zieht Markus Schade Kiessteinchen und Sand in kreisenden Bewegungen über den mit Wasser bedeckten Pfannenboden. Ein winziges, metallisch gelb glänzendes Plättchen bleibt dabei auf dem Grund haften. Der 70-Jährige pickt es mit der Fingerkuppe vorsichtig auf und verstaut es in einem Röhrchen: Gold! Bereits nach wenigen Minuten hat der erfahrene Goldsucher den ersten Flitter aus der Grümpen im Thüringer Wald nahe der Grenze zu Bayern gefischt und zeigt den Fund der kleinen Runde von verdutzten Anfängern.

„Das ist cool“, staunt Kurt Schlegel. Der Zehnjährige ist mit seinen Großeltern aus dem sächsischen Chemnitz an diesem sonnigen Nachmittag zum Goldwaschen in das idyllische Tal nach Theuern (Kreis Sonneberg) gekommen: „Ich dachte, es ist ein großes Glück, dass man überhaupt was Kleines findet“, sagt der Junge und stapft motiviert mit seiner Waschpfanne in den gemächlich dahinplätschernden Gebirgsbach.

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Glanz aus dem Bach: Wo das Wasser Gold trägt

Die Grümpen zählt neben der Schwarza zu den ergiebigsten Fundstellen in Deutschland. Das lockt alljährlich eine Vielzahl von Touristen und Enthusiasten in das Thüringer Schiefergebirge. Schade – der privat seit 1997 unweit der Grümpen auch ein kleines Gold-Museum betreibt – erhält für seine Kurse Anfragen aus ganz Deutschland und dem Ausland. In zwei Stunden vermittelt der studierte Geochemiker, der selbst schon überall auf der Welt nach dem glänzenden Edelmetall gesucht hat, die Grundbegriffe des Goldwaschens – vom Schaufeln und Vorsortieren bis zum Waschen und Ziehen von Gold. „Die meisten sind Einsteiger, es kommen aber auch gestandene Profis.“

Eine Garantie für einen Goldfund gibt es bei Schade allerdings nicht. Und auch der Annahme, dass Goldsucher hierzulande reich damit werden, tritt der Geologe entgegen: „Die meisten, die das mal probieren, merken, dass das sehr anstrengend und das Ergebnis in aller Regel äußerst dürftig ist.“ Oftmals sei man stundenlang beschäftigt, bewege eine große Menge an Gestein und finde gar nichts. „Das ist wie Lottospielen und ein relativ exotisches Hobby.“

Markus Schade wäscht bei einem seiner Goldwaschkurse Gestein in einer Goldwaschpfanne. Der Geologe und Leiter des Deutschen Goldmuseums Markus Schade bietet Goldwaschkurse für Anfänger und Fortgeschrittene an. Foto: picture alliance/dpa

Goldfieber in Deutschland: Mehr Traum als Ertrag

In Deutschland, so schätzt Schade, gibt es etwa 800 bis 1.000 Abenteurer, die regelmäßig nach Gold suchen. Vorkommen finden sich etwa im Rhein, der Elbe, der Isar oder der Alb. In Vergleich zu anderen Ländern ist die Goldwäscherszene in Deutschland aber eher eine kleine Gemeinschaft. In den USA werden laut Schade jährlich drei Millionen Goldwaschpfannen verkauft. „Da hängt eine ganze Industrie dran.“

Seine Faszination für das Gold entdeckte Schade bereits als kleiner Junge. „Wie andere zum Mond fliegen wollten, wollte ich Gold finden – und das möglichst in Deutschland.“ Aus diesem Kindheitstraum wurde für den hageren Mann – der heute mit blau karierter Schiefermütze, Gummistiefeln und Outdoorweste die Technik des Goldwaschens in der Grümpen zeigt – eine lebenslange Leidenschaft. Rund zehn Jahre brauchte er, um die richtige Technik und goldreichen Flussstellen zu finden.

Sein erstes Gold fand Schade schließlich Anfang der 1980er Jahren in der Leuba in Ostthüringen – ein etwa ein Millimeter großes Goldplättchen. Sein bisher größten Fund war ein handtellergroßes, 260 Gramm schweres Nugget. Das stammte allerdings aus Sibirien, er musste es dort auch wieder abgeben, wie der Fachmann erzählt. In Deutschland haben sich die Goldsucher in der Regel mit weitaus bescheideneren Funden zu begnügen. So ist etwa die Gegend im Thüringer Wald, die einst zu den ergiebigsten deutschen Goldlagern zählte, weitgehend ausgebeutet. „Was wir heute machen, ist nur Nachlese. Die Flüsse sind alle schon einmal komplett durchgewaschen.“

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Von Regeln und seltenen Rekorden

Doch dürfen die Goldwäscher ihre Funde in Deutschland auch behalten? Laut dem Bundesberggesetz gelte Gold als ein bergfreier Bodenschatz und gehöre damit nicht per se wie Sand und Kies dem Grundeigentümer, sondern dem Finder, erläutert Schade. Aber es gibt je nach Bundesland rechtliche Einschränkungen und Verbote für das Goldwaschen. So brauchen die Glückssucher etwa im Kreis Sonneberg eine vorherige Genehmigung der Behörden.

Gänzlich ausgeschlossen ist das Goldwaschen demnach an Bächen und Flüssen innerhalb von Naturschutzgebieten, wie das Sonneberger Landratsamt erklärt. Beim Goldwaschen werde durch die Aufnahme und Umlagerung von Sedimenten in das Gewässer eingegriffen. Dies könne das Gewässerbett – das als empfindlicher Bereich gelte – negativ beeinflussen, hieß es zur Begründung. Wer Gold ohne wasserrechtliche Genehmigung wäscht, muss mit einem Bußgeld rechnen.


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Auch im benachbarten Landkreis Saalfeld-Rudolstadt ist das Goldwaschen in der Schwarza streng geregelt. Dort dürfen nur an festgelegten Gewässerabschnitten Goldwaschkurse veranstaltet werden. Laut dem Landratsamt sind bei der Zulassung unter anderem der Zeitraum, die Anzahl der Teilnehmer und die zu nutzenden Arbeitsgeräte festgelegt.

Einen Rekordgoldfund in Thüringen machte in den vergangenen Jahren aber kein Goldwäscher, sondern ein Rentner, der 2004 zufällig in der Katze ein 9,46 Gramm schweres Nugget fand. Schade sagt dazu: „Ein Glückspilz, der braucht keine Ahnung, der muss sich einfach nur bücken und findet dann so ein großes Stück das nur einmal alle 400 Jahre gefunden wird.“ (dpa)