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Thüringen: „Schleichendes Sterben“ bei Restaurants – und Kunden schauen in die Röhre

Thüringens Gastgewerbe erholt sich in den Städten, doch auf dem Land sieht die Lage kritisch aus. Mehr dazu hier.

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Thüringen: Fünf kuriose Fakten über den Freistaat

Der Freistaat Thüringen hat Einiges zu bieten. Hier kommen fünf kuriose Fakten, die du vielleicht noch nicht wusstest.

Thüringen steht vor großen Herausforderungen im Gastgewerbe. Während sich die Branche nach den pandemiebedingten Einbrüchen in den Städten langsam stabilisiert, zeigt sich auf dem Land ein anhaltendes Gaststättensterben.

Jetzt haben viele Betriebe in Thüringen nur noch eine Hoffnung.

Thüringen: „Wir haben ein schleichendes Sterben“

Thüringens Gastgewerbe hat sich nach dem Einbruch während der Corona-Zeit wirtschaftlich stabilisiert – vor allem in den Städten. Die Zahl der Betriebe sei in den vergangenen Jahren auf fast 4.300 gestiegen – das seien jedoch knapp 200 weniger als vor der Pandemie, sagte der Geschäftsführer des Thüringer Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), Dirk Ellinger, in Erfurt. „Wir haben ein schleichendes Sterben auf dem flachen Land.“

Auf fehlendes Personal reagierten die Gastronomen vor allem in den ländlichen Regionen mit eingeschränkten Öffnungszeiten, mehr Ruhetagen, aber auch Geschäftsaufgaben. Zunehmend gebe es Schließungen, weil Interessenten für Betriebsübernahmen fehlten.

Thüringen: Ein Hoffnungsschimmer?

Hoffnungen setze das Gastgewerbe auf die von der Bundesregierung geplante Mehrwertsteuersenkung von 19 auf 7 Prozent für Speisen. Er erwartet, dass das Projekt nicht noch politisch zerredet werde, sagte der Verbands-Geschäftsführer. Es würde dem Gastgewerbe helfen, Kostensteigerungen vor allem bei Lebensmitteln und Energie zumindest teilweise zu kompensieren.

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Umfragen hätten gezeigt, dass nur ein Teil der Gastronomen ihre gestiegenen Kosten bisher komplett an die Gäste weitergegeben habe. Viele Betriebe befürchteten, sonst Gäste zu verlieren. Flächendeckende Preissenkungen für den Restaurantbesuch seien bei einer Mehrwertsteuersenkung deshalb nicht zu erwarten, so Ellinger. „Letztlich entscheidet aber jeder Unternehmer selbst.“ Ähnlich äußerte sich Thomas Günther, Vorstand der Allianz der Veranstaltungswirtschaft in Thüringen. Seiner Meinung nach ist jeder Unternehmer gut beraten, „der zumindest einen Teil der geplanten Mehrwertsteuersenkung zur Kostenkompensation nutzt“.

Die Zahl der Beschäftigten, die im Thüringer Gastgewerbe in Vollzeit arbeiten, liegt laut Dehoga mit fast 20.600 inzwischen etwas höher als 2019. Hinzu kommen nach Angaben von Ellinger etwa 45.500 geringfügig oder in Teilzeit Beschäftigte, ohne die der Betrieb nicht laufen würde. Für 2025 erwartet der Dehoga für die Branche eine ordentliche Geschäftsentwicklung. „Wir hoffen auf einen leicht positiven Umsatz ohne die massiven Kostensteigerungen wie bisher. Wir wollen aus der Corona-Delle heraus.“

„Es ist schwer“

Thüringens Hoteliers und Gastronomen hatten im vergangenen Jahr davon profitiert, dass die Zahl der Übernachtungen wieder die Schwelle von zehn Millionen übersprungen hat. Achillesferse bleibe aber die geringe Aufenthaltsdauer der Besucher von im Schnitt 2,6 Tagen. Am höchsten sei sie noch in der Rhön mit 4,3 Tagen, die wie der Thüringer Wald mit 3,2 Tagen Verweildauer vor allem das Ziel von Familien und Wandertouristen ist. Die Stadt Erfurt kam dagegen nur auf im Schnitt 1,8 Aufenthaltstage pro Gast, das Saaleland in Ostthüringen auf 2,4.

Die Auslastung der Gästezimmer habe im ersten Quartal 2025 bei im Schnitt 44,5 Prozent gelegen. Thüringen habe dabei noch Nachholbedarf. „Aber es ist schwer, wenn zu Jahresbeginn in den Wintersportgebieten kaum Schnee liegt“, so Ellinger. Im deutschen Durchschnitt habe die Auslastung der Gästezimmer zwischen Januar und März bei 50,1 Prozent gelegen.


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Von der Politik erwarten sich der Dehoga und die Veranstaltungswirtschaft flexiblere Regelungen beim Arbeitszeitgesetz und weniger Bürokratie. Ellinger verlangte angesichts der Debatte in Erfurt um die Einführung einer Verpackungssteuer ein Verbot der Landesregierung für eine solche Steuer. Eine Studie in Tübingen hat nach seinen Angaben gezeigt, dass die Müllmenge durch eine Verpackungssteuer nicht messbar reduziert wurde. (dpa)