In Thüringen spitzt sich die Lage in der Automobilbranche zu. Mehrere Unternehmen haben umfassende Stellen-Streichungen angekündigt. Zwei große Autozulieferer ziehen Konsequenzen aus der anhaltenden Krise und dem Strukturwandel der Branche.
Die Entwicklungen betreffen nicht nur einzelne Regionen, sondern weite Teile des von Thüringen. Besonders hart trifft es Standorte in Südthüringen und im Eichsfeld. Hunderte Menschen sind betroffen – die Zukunft ganzer Werke steht auf dem Spiel.
Thüringer Auto-Werk soll schließen
Der Autozulieferer Musashi kündigte am Dienstag (1. Juli) an, seinen Thüringer Standort in Leinefelde-Worbis zu schließen. Insgesamt 260 Mitarbeiter verlieren damit voraussichtlich ihren Arbeitsplatz.
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Als Grund nannte das Unternehmen „massive Markteinbrüche seit 2018“. Die Nachfrage nach Verbrenner-Komponenten sei stark zurückgegangen, hieß es. Auch gestiegene Kosten und geopolitische Unsicherheiten hätten zur Entscheidung beigetragen. Die Geschäftsführung sehe sich gezwungen, Kapazitäten anzupassen, um „langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben“, so Musashi laut MDR Thüringen.
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Gegen die Schließung gab es am Dienstag spontane Proteste. Mitarbeiter demonstrierten vor dem Werkstor in Leinefelde mit Trillerpfeifen und Ratschen. Betriebsratschef Christoph Wiederholt sagte: „Das Management hat die Wende in der Branche verschlafen. Jetzt sind wir nicht mehr wirtschaftlich.“ Ein Unternehmenssprecher erklärte: „Seit 2018 geht die Nachfrage nach unseren Produkten stark zurück. Gleichzeitig steigt der Anteil an E-Autos und der Anteil der nach Asien vergebenen Bauteile.“ Der Standort in Thüringen sei davon „gleich mehrfach betroffen“.
Besonders brisant ist die Entwicklung aber auch schon deswegen, weil laut Tarifvertrag eigentlich eine Standort-Garantie bis 2030 galt. Dennoch soll der Betrieb bereits im kommenden Jahr geschlossen werden.
Nidec GPM streicht 270 Stellen in Südthüringen
Auch der Zulieferer Nidec GPM mit Sitz in Merbelsrod im Landkreis Hildburghausen ist betroffen. Das Unternehmen will jede zweite Stelle abbauen. Eine Sprecherin bestätigte einen entsprechenden Bericht des „Freien Wortes“. Insgesamt sollen rund 270 Arbeitsplätze in der Produktion wegfallen. Der Stellenabbau solle „so sozialverträglich wie möglich“ gestaltet werden. Geplant seien daher Maßnahmen wie vorzeitiger Ruhestand oder der Verzicht auf Verlängerungen befristeter Verträge.
Nidec GPM beliefert Autokonzerne mit Wasser- und Ölpumpen. Die schwierige Lage der gesamten Branche wird hier als Hauptursache genannt. Auch in Südthüringen sei die Automobilkrise inzwischen deutlich zu spüren.
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Neben dem Werk in Thüringen plant das Unternehmen laut „Wirtschaftswoche“ auch die Schließung seines Standorts in Hannoversch Münden (Niedersachsen). Nur das Werk in Lüchow soll erhalten bleiben.