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Skurrile Freiwilligenaktion in Thüringen – „Nicht immer nur reden“

Eine Straßensperrung Thüringen hätte um ein Haar den Schulbusverkehr lahmgelegt – doch es gibt dafür nun eine unkonventionelle Lösung.

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© IMAGO/Michael Gstettenbauer

Präventions-Arbeiter: “Dieses Thema fliegt den Lehrern um die Ohren”

Pünktlich zum Start des neuen Schuljahres war in Thüringen ordentlich was los: So wurde im Freistaat ein Handyverbot für Grund- und Förderschüler eingeführt und die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft hat Alarm geschlagen hinsichtlich Lehrermangel und unzureichender Unterrichtsabdeckung (wir berichteten). Zugegeben – kein guter Start.

Auf einen kleinen Ort in Thüringen kam noch eine weitere Hiobsbotschaft zu – denn kurzzeitig stand hier sogar der Weg zur Schule auf der Kippe. Doch das Problem konnte dank einer nicht ganz alltäglichen Lösung und vielen helfenden Händen schließlich doch noch gelöst werden.

Thüringen: „Wir verstehen nicht, warum man uns nicht viel früher informiert hat“

Das neue Schuljahr ist angebrochen – und versetze eine Gemeinde in Thüringen erstmal in helle Aufregung. Denn plötzlich war unklar, ob der Schulbus für fast 30 Kinder aus Uhlstädt-Kirchhasel überhaupt fahren kann. Der Grund dafür: Die Sperrung einer Straße im Kreis Saalfeld-Rudolstadt. Auf der fährt normalerweise der Bus für die Schüler aus dem kleinen Ort entlang. Doch seit Anfang August ist die Verbindung zwischen Beutelsdorf und Zeutsch voll gesperrt. Dazu kommt, dass die Arbeiten während der Ferien und nicht danach stattfinden sollten. Die Nachricht kam für viele Eltern kurz vor Schulbeginn, berichtet der MDR.

+++ Thüringen greift durch – für Schüler ändert sich alles +++

„Wir verstehen nicht, warum man uns nicht viel früher informiert hat“, sagt Mutter Josefine B. zum Sender. Laut dem Landratsamt in Saalfeld laufen dort Sicherungs-Arbeiten an einem Hang. Doch warum ist die Baustelle nicht schon längst fertig? Das Landratsamt spricht von technischen Problemen, die den Baustart verzögert hätten. Weil der Schulbus nicht auf der üblichen Route fahren kann, endet er an einer Ersatzhaltestelle. Die Krux: Dort müsste er rückwärts wenden – was laut Straßenverkehrsordnung nur unter fachkundiger Einweisung erlaubt ist. Doch es gab niemanden, der diese Aufgabe übernehmen konnte.

Baustelle bleibt bis zum Herbst

Doch für ungewöhnliche Probleme finden sich meist auch ungewöhnliche Lösungen: Denn was normalerweise Profis übernehmen, machen jetzt Freiwillige. Schließlich fanden sich acht Menschen, die dieser Aufgabe jetzt nachgehen. Drei Mütter und fünf Rentner wechseln sich wochenweise ab: „Ich mache es, weil ich Rentner bin und die Zeit habe. Die Eltern müssen ja arbeiten. Man muss Taten folgen lassen und nicht immer nur reden“, sagt Helfer Klaus N. Das Busunternehmen schulte die Helfer dabei im sicheren Wenden in drei Zügen. Sie sind über die Unfall- und Haftpflichtversicherung des Landkreises abgesichert. „Im Prinzip ist genug Platz zum Wenden, aber Vorschrift ist Vorschrift“, erklärt N.


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Die Umleitung führt den Schulbus über Dorndorf und ist insgesamt rund 16 Kilometer lang – statt ursprünglichen 20 Minuten dauert die Fahrt nun oft 45 Minuten. Mit Zwischenstopps und Umsteigen ist auch bei den Schülern in nächster Zeit viel Geduld nötig. Bis voraussichtlich zum 5. September soll es wohl noch dauern, dann ist die Baustelle fertig. Doch immerhin bleibt der Schulbusbetrieb trotz des längeren Wegs bestehen – dank einer unkonventionellen Lösung von Alltagshelden.