Für Tierschützer gehört es leider zum Alltag. Fast täglich sehen sie sich mit traurigen Tiergeschichten konfrontiert – erleben an vorderster Front, wie grausam die Welt zu Tieren sein kann. Und trotz des ganzen Leidens geben sie nicht auf und kämpfen für die Kleinen, die selbst keine Stimme haben. So auch Ingrid Roeschke aus Thüringen.
Sie arbeitet eng mit allen Tierschutzorganisationen in Eisenach zusammen und setzt sich unermüdlich für ein besseres Leben von Tieren ein. Derzeit pflegt sie Igelbaby Aaron, das einen besonders tragischen Vorfall überlebt hat. Im Gespräch mit Thüringen24 erzählt sie von seiner Geschichte und erklärt, worauf Menschen achten können, um das Leben der kleinen stacheligen Freunde zu sichern.
Thüringen: Plötzlich war er ganz allein
Vorweg kann gesagt werden: Aarons Geschichte ist nichts für schwache Nerven. Aaron lebte mit seiner Mutter auf einem Privatgrundstück in Oberellen (Gemeinde Gerstungen, Wartburgkreis). Eines Tages wurde seine Mutter von drei Hunden des Grundstücks angegriffen. Die Besitzer retteten den Igel, setzten ihn weiter weg aus, doch am nächsten Tag tauchte er erneut auf und wurde wieder in Sicherheit gebracht. Am dritten Tag fanden die Besitzer schließlich ein verlassenes Igelbaby – Aaron. „Es war nicht mehr zu übersehen, dass der Igel, der angegriffen war, ganz offensichtlich die Igelmutter war“, erinnert sich Ingrid.
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Sofort wurde eine Rettungsaktion gestartet, in der Hoffnung, die verletzte Igelin und die restlichen Babys zu finden. „Die Besitzer des Grundstücks haben sich bis zum Rande des Möglichen engagiert, um zu helfen, die Igelkinder zu finden“, erklärt die Tierschützerin. Leider blieb die Suche erfolglos. „Aaron ist der einzige Überlebende dieser traurigen Igelgeschichte“, sagt Ingrid.

Heute lebt der Mini-Igel bei ihr. „Aaron geht es heute sehr gut, er lebt bei mir und wächst und gedeiht.“ Schuld treffe niemanden, betont die Tierschützerin: „Niemand wusste von der Igelfamilie und die Hunde befanden sich auf ihrem gesicherten Grundstück. Wenn man nicht weiß, dass eine Igelfamilie auf dem Grundstück lebt – und Igel leben ja versteckt – dann kann man natürlich eine solche Geschichte auch nicht verhindern.“
„Sterben jämmerlich und unter großem Leid“
Solche Fälle gebe es immer wieder, doch die größere Gefahr für Igel sieht Ingrid woanders: „Was mir wirklich Sorgen bereitet, sind die Fälle, wo durch menschliche Leichtfertigkeit schwerster Schaden entsteht, wie zum Beispiel bei Verletzungen durch Rasenmähgeräte.“ Besonders gefährlich sei der nächtliche Betrieb von Mährobotern. Viele Tiere würden dabei schwer verletzt, oft unter Büschen, wo sie sich verstecken. Mit den Mähgeräten wird laut der Tierschützerin bis ans Holz der Büsche gemäht, wo die Igel liegen. „Es würde ja reichen, wenn man das Mähen bis zum Überhang der Zweige durchführt, dann käme kein Igel zu Schaden. Aber nein, mit einer unglaublichen Gründlichkeit wird auch unter den Büschen gemäht. Wen stört es, wenn es unter den Büschen aussieht wie bei Hempels unterm Bett? Dort sitzen die Tiere, nicht nur die Igel, die dann schwerste Verletzungen davontragen“, kritisiert sie.
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Die Opfer der Rasenmähgeräte würden meistens liegengelassen und dann von völlig unbeteiligten Leuten dann gefunden. „In den aller allermeisten Fällen werden sie gar nicht gefunden und sterben dann in einer Ecke jämmerlich und unter großem Leid“, so die Tierschützerin. Ihr Appell: „Seid bitte aufmerksam. Ihr seid nicht die einzigen Bewohner dieser Welt und ihr seid auch nicht die einzigen Nutzer eurer Gärten. Denkt daran, dass ihr bei allen Wartungs-, Reinigungs- und Mäharbeiten, die ihr macht, Tiere gefährdet. Bitte vorsichtig überlegen: wann mähe ich, wo mähe ich, wie mähe ich.“



