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Helle Aufregung im Thüringer Wald! Mysteriöser Neuankömmling sorgt für Gesprächsstoff

Im Thüringer Wald tut sich was! Jemand neues zieht ein – und er weiß gar nicht, dass er etwas ganz Besonderes ist.

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Im Thüringer Wald leben viele Tiere, die hier schon seit Jahrhunderten zu Hause sind. Rotwild zieht in kleinen Gruppen durch die Täler, Füchse streifen in der Dämmerung über die Lichtungen und Schwarzstörche gleiten lautlos über die Baumwipfel.

Doch nun ist ein Bewohner hinzugekommen, den man hier lange nicht mehr gesehen hat. Er bewegt sich leise, meidet Menschen und lässt sich nur sehr selten blicken. Wer ihn entdeckt, hat Glück – oder sehr gute Augen.

Thüringen: Neuankömmling mit wichtiger Bedeutung

Bei dem geheimnisvollen Neu-Thüringer handelt es sich um einen einjährigen Luchskuder. Sein Name: Carlo. Ende August soll er in die Freiheit entlassen werden – mitten im Thüringer Wald. Carlo kommt aus dem Zoo Karlsruhe. Dort wuchs er in einem großen, naturnahen Gehege auf. „Durch die gezielte Zucht von Luchsen für Wiederansiedlungsprojekte leistet der Zoo Karlsruhe einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Art in Europa“, erklärt eine Sprecherin Landesverbands Thüringen des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) .

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Der Transport verlief für Carlo und alle helfenden Hände ohne Probleme. Seit seiner Ankunft in Thüringen lebt Carlo in einem Auswilderungsgehege, und wird dort von Mitarbeitenden des ThüringenForst betreut. Dort hat er Ruhe, um sich an seine neue Heimat zu gewöhnen. Er frisst regelmäßig, zeige ein gesundes Verhalten und bewege sich gelassen in seiner Umgebung. Das Gehege dient als Übergangslösung. Hier kann Carlo Gerüche, Geräusche und Klima des Thüringer Waldes kennenlernen, bevor er in die Wildnis entlassen wird.

„Luchs Thüringen – Europas Luchse vernetzen“ ist ein Gemeinschaftsprojekt von BUND, WWF, ThüringenForst und dem Wildkatzendorf Hütscheroda, unterstützt von weiteren Partnern. Seit Januar 2024 wurden bereits fünf Luchse durch das Projektteam „Luchs Thüringen“ ausgewildert: Frieda, Viorel, Vreni, Kilian und zuletzt Ionel im April 2025. Carlo wird nun folgen und bereits der sechste Luchs sein.

Ein kleiner Schritt für Carlo, ein großer für den Thüringer Wald

Auf Nachfrage von Thüringen24 erklärt der BUND Thüringen das Ziel von „Luchs Thüringen“. Bis 2027 sollen der Sprecherin zufolge insgesamt 20 Tiere freigelassen werden. So soll eine stabile, sich selbst erhaltende Population entstehen. Der Thüringer Wald gilt als wichtiger Korridor zwischen Harz und Bayerischem Wald. Er umfasst etwa 2.200 Quadratkilometer und bietet Platz für rund 60 Luchse. „Luchse sind historisch betrachtet ein natürlicher Bestandteil des Ökosystems im Thüringer Wald“, sagt der BUND Thüringen auf Nachfrage.

„Als Lauer- oder Überraschungsjäger bevorzugen sie Rehe. Sie regulieren so Wildbestände, allerdings ist der Umfang nach aktuellem Wissensstand deutlich geringer als bei der Jagd durch Menschen“, erklärt die Sprecherin. „In einigen Luchsgebieten konnte nachgewiesen werden, dass durch die Anwesenheit des Luchses der Verbiss von jungen Bäumen durch Rehe und Hirsche zurückgegangen ist und sich dadurch die Naturverjüngung des Waldes verbessert hat. Auch kann der Luchs die Bestände von kleineren Prädatoren wie dem Fuchs regulieren, wovon wiederum die Hauptbeutetiere des Fuchses profitieren können“, so die Sprecherin des BUND weiter. Der Luchs trage laut BUND Thüringen somit dazu bei, dass das Ökosystem Wald wieder ein Stück natürlicher wird.


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Für Menschen geht von Luchsen keine Gefahr aus. „Seit Rückkehr in Deutschland ist keine Verletzung eines Menschen durch Luchs berichtet worden“, so der BUND Thüringen. Die Tiere seien scheu und meiden den Kontakt zu Menschen. Eine Begegnung im Wald ist daher äußerst selten. Für Hunde gilt im Thüringer Wald Leinenpflicht. Das schützt nicht nur die Wildtiere, sondern auch die Hunde selbst vor ungewollten Begegnungen – etwa mit Wildschweinen oder eben einem Luchs. Generell gilt bei Begegnung mit Wildtieren: Ruhig blieben, hektische Bewegungen vermeiden, empfiehlt die Sprecherin abschließend.