Bürgergeld ist ein heikles Thema: Während die einen finden, es sei schlichtweg zu wenig, sind andere der Meinung, dass die Leistungen perspektivisch gekürzt werden müssen. Kanzler Friedrich Merz (CDU) will in Zukunft härter gegen Bürgergeld-Empfänger vorgehen, Parteien wie die Linke fordern wegen der Inflation mehr Geld. Doch wie auch immer man zu dem Thema stehen mag – im Alltag dieses Thüringer Jobcenters kochen nicht selten die Emotionen hoch.
Egal ob Antragsteller, die mit der Bürokratie überfordert sind oder geflüchtete Menschen, die mit den Sprachbarrieren zu kämpfen haben – die Situation in der Agentur ist sowohl für Mitarbeiter als auch für die Kunden alles andere als leicht.
Thüringen: Sicherheitskräfte im Einsatz
Acht Strafanträge und sechs Hausverbote: Allein 2025 war das die Realität des Jobcenters in Gera. Die Stadt war im 19. Jahrhundert einer der reichsten Städte in Deutschland und ist mit um die 100.000 Einwohnern die drittgrößte in Thüringen. Doch der dass hier Frust und Trostlosigkeit zum Alltag gehört, dürfte nicht besonders überraschen – denn nach Informationen des Focus bezieht ungefähr jeder zehnte Einwohner aus Gera Leistungen des Bürgergelds.
+++ Thüringer erhalten leere Pakete von der Post – der Grund macht sprachlos +++
Es ist eine Situation, die auf beiden Seiten für Anspannung sorgen dürfte: Im „Kundenbüro Leistung/Integration“ des Jobcenters in Gera gehören hitzige Auseinandersetzungen mittlerweile zum Alltag. Dort, wo Anträge auf Bürgergeld gestellt werden, kann die Stimmung schnell mal kippen. Darum sind hier mittlerweile sogar Sicherheitskräfte im Einsatz. Zwar sind rund 60 Mitarbeiter für die Bürgergeld-Abteilung zuständig – manchmal ist der Andrang für das Team aber alles andere als einfach zu handeln.
„Traurig, aber wahr“
Beleidigungen gegenüber den Jobcenter-Mitarbeitern, Überforderung auf beiden Seiten aufgrund von Sprachbarrieren und jede Menge Verzweiflung über die manchmal ausweglose Situation sorgen hier nicht selten für Chaos. Die Eskalationen spitzten sich in der Vergangenheit manchmal so zu, dass Jobcenter-Kunden schon drohten, sie würden „die Bude anzünden“ oder „alle Mitarbeiter töten“. Der Chef des Geraer Jobcenters Enrico Vogel erzählt allerdings, dass die Situation auf der thüringischen Behörde noch nicht immer so angespannt war.
Mehr News:
„Vor zehn, fünfzehn Jahren waren solche Auswüchse absolute Ausnahmen. Mittlerweile gehören die Angriffe fast schon zu unserem Alltag. Das ist traurig, aber wahr“, stellt Vogel fest. Doch nicht alle Jobcenter-Kunden werden beleidigend. Viele sind aber mit der Bürokratie oder der Sprache schlichtweg überfordert. Natürlich liegen da auch bei den Mitarbeitern manchmal die Nerven blank. Laut Vogel würden derzeit noch die Schwierigkeiten überwiegen, doch es gibt auch eine positive Bilanz: Die Statistik des Jobcenters Gera zeigt, dass 2024 von den rund 6320 erwerbsfähigen Bürgergeld-Empfängern immerhin 1255 von ihnen in Beschäftigungsverhältnisse gebracht werden konnten.




