Rasenmähroboter sind Fluch und Segen zugleich: Während sie die einen im Alltag entlasten können, werden sie anderen wiederum zum Verhängnis. Denn für kleine Tiere wie Igel oder Frösche sind die Roboter mitunter sehr gefährlich – und leider auch tödlich. Die Stadt Jena (Thüringen) hat für den Einsatz von Mährobotern sogar Geldbußen verhängt, wenn dabei ein Tier zu Schaden kommt (wir berichteten). Doch auch der Straßenverkehr ist für Tiere vor allem nachts eine reale Gefahr: Nicht selten entdecken Autofahrer tote Tiere am Wegesrand.
Welche dramatischen Auswirkungen die Todesfälle von Tieren haben können, zeigt auch das Schicksal einer Igel-Familie aus Gerstungen (Thüringen). Was es mit der tragischen Geschichte der Igel-Mama und ihren Babys auf sich hat und warum sogar eine Drohne eingesetzt wurde, erzählt Tierfreundin Ingrid Roeschke im Gespräch mit Thüringen24.
Thüringen: Igel-Babys in Gefahr
Vor über 40 Jahren war es ein Vogelbaby, das Ingrid Roeschke aus Eisenach (Thüringen) dazu bewegte, Tieren ehrenamtlich zu helfen. Damals fand ihre Tochter einen kleinen Vogel unter einem Baum – daraufhin zogen Ingrid und ihre Tochter ihn gemeinsam auf. Durch dieses Ereignis machte es sich die ehemalige Lehrerin ab sofort zur Aufgabe, Vögeln und später auch Igeln ehrenamtlich zu helfen. Ihr Zuhause wurde schließlich zu einer Pflegestelle für die Tiere. Und erst neulich erhielt Ingrid wieder eine Meldung über einen Igel, der im Sterben liegt. Welche Wellen das schließlich schlug, erzählt die 80-Jährige im Gespräch mit Thüringen24.
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Der Hintergrund: Ingrid wurde gerufen, da eine Igel-Dame nahe eines Grundstückes angefahren wurde. Als sie eintraf und die sterbende Igelin sah, bemerkte sie sofort ihr aktives Gesäuge. Das war für sie der eindeutige Hinweis darauf, dass die Igel-Dame Mama von kleinen Igel-Babys sein muss. Für die Igel-Mutter konnte die Tierschützerin leider nichts mehr tun. Doch wenigstens ihre Babys wollte die Thüringerin unbedingt retten. Mit einem Facebook-Post wandte sich Ingrid an die Community – und wurde definitiv nicht enttäuscht. Der Beitrag, in dem die Rentnerin um Hilfe bat, hatte schließlich rund 450 Likes und wurde 142 mal geteilt (Stand: 18. August). „So viele Menschen haben sich gemeldet. Das war toll“, berichtet sie gerührt.







„Ein bisschen Vernunft und Einsatz von Verstand“
Zunächst suchte Ingrid gemeinsam mit den Grundstücksbesitzern das ganze Gelände ab. Sie informierten die Nachbarn und verteilten sogar Flyer. Doch von den Igel-Babys gab es keine Spur. Dann bot ein Hundebesitzer an, die Kleinen mit Hilfe seines Hundes zu suchen. Die Spürnase hatte den richtigen Riecher und bellte sogar an der korrekten Stelle – am Zaun zum Grundstück des Nachbarn. Doch da sie nicht einfach so das Grundstück des Nachbarn betreten konnten, blieb auch diese Suche erfolglos. Durch den Aufruf auf Facebook meldete sich schließlich sogar die Rehkitz-Hilfe Bad Hersfeld bei Ingrid und bot an, die Kleinen mit Hilfe einer Wärmebild-Drohne zu suchen. Doch auch diese Suche sollte nicht von Erfolg gekrönt sein. Als die meisten die Hoffnung schon aufgeben wollten, kam der entscheidende Hinweis.
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Der Nachbar des Grundstücks – an dessen Zaun der Hund bereits zuvor alarmierend bellte – teilte der Retter-Truppe am Samstag (16. August) schließlich mit, dass er die kleinen Igel-Babys auf seinem Grundstück fand. „Als wir die Nachricht bekamen, lagen wir uns weinend in den Armen“, erinnert sich Ingrid. Die Kleinen waren zwar vollkommen dehydriert und ausgehungert, doch sie lebten. Schließlich nahm die Tierfreundin sie mit zu sich in ihre Pflegestelle und zieht die insgesamt acht kleinen Igel-Babys nun liebevoll auf: „Sie entwickeln sich ganz wunderbar“, sagt die Tierschützerin. Wenn sie ausgewachsen sind, dürfen sie dann wieder zurück auf das Grundstück, auf dem sie zuvor mit ihrer Mama lebten.
Trotz des traurigen Schicksals der Mutter gab es dank Ingrids Einsatz immerhin für die Igel-Babys ein Happy-End. Doch diese Geschichte ist leider kein Einzelfall, erzählt sie. Die Zahl der Igel habe sich in den letzten zehn Jahren halbiert. Neben Verkehrsunfällen oder Mähroboter-Zwischenfällen werde auch der fehlende Lebensraum für die Igel zunehmend zur Bedrohung. Und damit sich das ändert und die Igel von der roten Liste verschwinden, hat Ingrid einen deutlichen Appell: „Ein bisschen Vernunft und Einsatz von Verstand“. Gartenbesitzer können beispielsweise Laub- oder Holzhaufen oder wilde Ecken für Igel stehen lassen und Rasenmähroboter wenn nur tagsüber einsetzen. Unter einem Busch solle man beispielsweise nicht Mähen, da sich dort oft Igel einnisten. Zudem könne man Kisten mit einem Loch aufstellen, um den Igeln einen Lebensraum zu bieten. Doch auch wer keinen Garten besitzt, könne vor der Fahrt insbesondere nachts mal unter das Auto schauen und darauf achten, dass sich darunter kein Igel oder auch andere Tiere befinden. „Damit ist schon mehr als die Hälfte des Risikos reduziert“, sagt Ingrid.




