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Neuer Gewalt-Hotspot in Thüringen? Zahlen zeigen düsteres Bild auf

Eine neue Statistik aus Thüringen macht fassungslos und traurig – SIE müssen besonders viel Gewalt erfahren.

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© IMAGO/Zoonar

SOS-Kinderdorf-Expertin erklärt: Das musst du tun, wenn du häusliche Gewalt vermutest

Wie verhalte ich mich richtig, wenn ich beispielsweise in der Nachbarschaft, im Freundes- oder Bekanntenkreis häusliche Gewalt vermute? Die Sozialpädagin Claudia Zampolin von SOS Kinderdorf gibt Verhaltenstipps.

Das Thema Kinderschutz beschäftigt die Thüringer Behörden und die Politik immer wieder aufs Neue. Daten über entsprechende Vorfälle geben regelmäßig erschreckende Einblicke in den Alltag von gewaltbetroffenen Kindern und Jugendlichen.

Sie zeigen unter anderem, welche besonderen Vorkommnisse in Kinderheimen und Wohngruppen in Thüringen dokumentiert wurden. Nun liegt eine aktuelle Übersicht vor, die neue Erkenntnisse dazu liefert.

Thüringen: Fehler im System

Die Liste der gewalttätigen Übergriffe von und an Kindern und Jugendlichen ist lang: Sexuelle Übergriffe, Vandalismus oder Diebstahl sind gehören bei einigen Minderjährigen zum traurigen Alltag. Zu den Meldungen der neuen Gewalt-Statistik zählen aber auch Übergriffe durch Mitarbeiter aus der Kinder- und Jugendhilfe, Straftaten von den Jugendlichen selbst sowie Katastrophen oder katastrophenähnliche Ereignisse, bestätigte das Thüringer Sozialministerium gegenüber der Deutschen Presseagentur (dpa). Die Zahlen aus dem Jahr 2024 werfen allerdings Rätsel auf.

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In die Statistik fließen auch Beschwerden von Kindern, Eltern oder Sorgeberechtigten ein. Im Jahr 2022 wurden dabei 155 Vorkommnisse erfasst, die das Kindeswohl beeinträchtigen – darunter 26 Übergriffe durch Kinder und Jugendliche aufeinander. 2023 stieg die Zahl dann auf 192 Fälle an. Doch die erschreckende Bilanz für 2024 zeigt: Sage und schreibe 394 Vorfälle sind es in diesem Jahr. Was zunächst nach einem Scherz klingt, ist allerdings Realität: Es könnte sich dabei um einen Fehler im System handeln.

Das größte Risiko für Kinder

Laut Ministerium könnte es nämlich wegen eines neuen digitalen Meldesystems zu einigen Doppelzählungen gekommen sein – denn zwei Meldesysteme liefen zeitweise parallel. Andernfalls würde das einen Anstieg von mehr als doppelt so vielen Vorkommnissen bedeuten. Wie das Thüringer Sozialministerium mit dieser Erkenntnis umgehen und die Zahlen noch einmal korrigieren wird, ist allerdings noch nicht bekannt. Doch eine zentrale Erkenntnis geht schon jetzt aus der Statistik hervor.


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In Thüringen gibt es knapp 500 Kinderheime und Wohngruppen mit rund 4.200 Plätzen. Doch Einrichtungen der Jugendhilfe spielen bei Kindeswohlgefährdungen nur eine kleine Rolle: Laut Statistischem Landesamt ereigneten sich 2024 lediglich 4,7 Prozent der erfassten 1.700 Gefährdungen in Heimen. Die Bilanz zeigt: In mehr als drei Viertel der Fälle gingen Gefährdungen von den Eltern aus. Die Zahlen verdeutlichen zwar, dass Kinder in Thüringer Einrichtungen nicht frei von jeder Gefahr leben – dennoch zeigt sich, dass das größte Gewalt-Risiko von den Familien selbst ausgeht. (mit dpa)