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Öffi-Frust in Thüringen nimmt überhand – Anwohner verstehen die Welt nicht mehr

Eine geplante Buslinien-Streichung sorgt für Anwohner-Frust in einer Thüringer Stadt. Das Signal aus dem Rathaus ist deutlich.

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© IMAGO / Funke Foto Services

Jena - das ist die „Lichtstadt“ Thüringens

Öffi-Zoff im Jenaer Norden! Mal wieder. Die Anbindung des Himmelreichs am nördlichsten Zipfel der Thüringer Stadt ist hier nicht seit gestern ein Gesprächsthema. Jetzt kocht die Diskussion erneut hoch – weil eine Buslinie auf der Strichliste steht.

Die Anwohner befürchten, dass sich ihre Anbindung dadurch über Monate oder vielleicht sogar Jahre verschlechtert. Die Thüringer Stadt begründet die Maßnahme aber mit einer zu geringen Auslastung – und der Notwendigkeit für Einsparungen im ÖPNV.

Thüringen: Diskussion um Buslinien-Streichung

Die Verlängerung der Straßenbahn nach Himmelreich-Zwätzen ist ein Millionenprojekt. War es schon immer. Die ersten Beschlüsse der Stadt gehen zurück bis ins Jahr 2014 – und so langsam nähert sich das Projekt seinem Ende. Der nächste Bauabschnitt startet im Oktober 2025, komplett abgeschlossen ist alles aber wohl erst im Jahr 2029.

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In der Zwischenzeit sieht sich Jena mit zentralen Finanzierungsfragen konfrontiert. Über verschiedene Maßnahmen sollen in der Lichtstadt im ÖPNV jedes Jahr 500.000 Euro eingespart werden (wir berichteten). Eine davon: Die Streichung der Buslinie 42 ins Himmelreich.

„Schwach ausgelastet“

„Diese Linie ist schwach ausgelastet“, heißt es dazu in einem Beschluss, der am 21. Mai durch den Jenaer Stadtrat ging. Die Rede ist von einem mittleren Besetzungsgrad von zwei Fahrgästen pro Fahrt. Das Einsparpotenzial sei hoch. Die Stadt erhofft sich ein Plus von 134.000 Euro im Jahr, was 2,8 Vollzeitstellen beim ÖPNV entsprechen würde. Bis zur Fertigstellung der Straßenbahnanbindung soll die Verbindung zumindest in Teilen durch die Linien 420, 422 und 426 kompensiert werden. Damit würde die Anbindung in die Zuständigkeit des Regionalverkehrs fallen.

Einige Anwohner fühlen sich durch die Maßnahme allerdings abgeschnitten. In einer öffentlichen Petition, die sich direkt an den Stadtrat richtete, hieß es: „Für viele Bürgerinnen und Bürger, vor allem ältere Menschen, Familien ohne Auto, Jugendliche und Berufspendler, würde die direkte Busverbindung wegfallen.“ Die Befürchtung: „Die Mobilität der Einwohner von Zwätzen, besonders die des Himmelreichs, würde deutlich eingeschränkt werden (…).“

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Die Forderung war klar: „Die Linie 42 muss bleiben!“ 332 Menschen hinterließen auf dem Portal „openPetition“ bislang (Stand: 1. September) ihre Unterschrift. Laut Stadtrat Ulf Weißleder gibt es aber noch eine nicht abgeschlossene Petition, auf der schon 503 Menschen unterschrieben haben. Ein Einwohnerantrag wurde anschließend Oberbürgermeister Thomas Nitzsche übergeben und im Stadtrat diskutiert.

Thüringer Stadt beharrt auf Beschluss

Im Ergebnis war das Vorhaben aber für die Anwohner ernüchternd. „Der Stadtrat hält an seinem Beschluss vom 21.05.2025 (…) fest“, heißt es in der Beschlussvorlage. Eine Ansage, die bei den betroffenen Anwohnern verständlicherweise für Frust sorgt.

„Könnte mir bitte der OB Thomas Nitzsche oder Jena noch mal erklären, warum eine Buslinie (42) abgeschafft wird, weil sie sich angeblich nicht lohnt, es sich aber lohnt, genau das Zielgebiet dieser Buslinie mit einer Straßenbahn zu versehen, die 62.000.000 Euro kosten soll? Während der Bus nur 130.000 Euro kostet?“, schreibt etwa ein Anwohner in einem öffentlichen Facebook-Beitrag.

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Es klingt nach einer einfachen Rechnung: Mit der Busverbindung könnte man ja so mehr als ein Jahrhundert fahren, bis sich die Straßenbahn lohnt. In die Planung einer Straßenbahnlinie fließen aber natürlich noch ganz andere Entwicklungs- und Finanzierungskalkulationen mit ein. Außerdem liegt die Planung der Straßenbahnerweiterung jetzt ja schon mehr als 10 Jahre zurück – und ändert an der Notwendigkeit der Einsparungen beim Jenaer Nahverkehr nichts.


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Für die Anwohner bedeutet der Beschluss dennoch eine Einschränkung, das ist klar. Noch im laufe des Jahres soll das Aus der Linie 42 umgesetzt werden. Ab dann heißt es für das Himmelreich: Abwarten – und hoffen, dass bei der Straßenbahnerweiterung nicht noch eine weitere Hürde aufkommt.