In Thüringen kämpfen immer mehr Schwimmbäder ums Überleben. Steigende Energiepreise, hohe Personalkosten und fehlende Zuschüsse bringen die Betreiber in Bedrängnis. Während viele Gemeinden versuchen, ihre Freizeit- und Sportstätten zu retten, geraten manche Einrichtungen an ihre finanziellen Grenzen. Besonders kleinere Kommunen stehen vor der Frage, wie lange sie ihre Bäder noch halten können.
Ein Beispiel, das die angespannte Lage im Land deutlich macht, ist das Tatami-Bad in Schmölln. Seit Monaten warnen die Stadtwerke dort vor einem möglichen Aus (Thüringen24 berichtete). Nun wird der Ernstfall immer wahrscheinlicher – und die Verantwortlichen sprechen offen über das, was droht, wenn keine Hilfe aus Erfurt kommt.
Countdown für Bad-Rettung in Thüringen läuft
„Wir wollen nicht schließen“ – liest man auf Bannern in der ganzen Stadt. Mit diesem Satz werben die Stadtwerke Schmölln seit Monaten. Doch die Lage spitzt sich weiter zu. „Wenn wir bis zum 30. Oktober keine klare Aussage von Erfurt bekommen, was die finanzielle Unterstützung vom Land angeht, wird das Bad geschlossen“, sagt Stadtwerke-Chef Severin Kühnast.
Die Situation habe sich verschärft, berichtet die „Ostthüringer Zeitung“. „Mit jedem Tag, an dem wir keine klare Aussage aus Erfurt bekommen, wird es schlimmer“, verdeutlicht Kühnast. Im aktuellen Haushaltsentwurf des Landes sei zwar eine Förderung für kommunale Bäder vorgesehen, jedoch nur mit einer Million Euro – für zwölf Anspruchsberechtigte. „Nach dieser Rechnung reden wir über 80.000 Euro für das Tatami im kommenden Jahr“, rechnet er vor.
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In diesem Jahr erhielt Schmölln noch 428.000 Euro aus Erfurt. Diese Summe fällt 2026 weg, wodurch das Defizit auf rund 800.000 Euro anwachsen würde. Zwar steuert die Stadt Schmölln selbst 400.000 Euro bei, doch auch das kann das strukturelle Loch nicht dauerhaft stopfen. „Das entspricht unserem tatsächlichen Defizit“, so Kühnast.
Bäder-Rettung wäre ein „Schnäppchen“ für das Land
Der Stadtwerke-Chef fordert vom Freistaat, Bäder ähnlich zu unterstützen wie Theater. Diese erhielten im Durchschnitt 66 Prozent ihrer Betriebskosten aus Landesmitteln – rund 105 Millionen Euro für zwölf Theater und Orchester. Für die Bäderlandschaft dagegen würden 30 Millionen Euro für 40 Einrichtungen benötigt. „Überspitzt gesagt, ist das ein Schnäppchen“, fügt Kühnast hinzu.
Die Kosten einer Schließung wären enorm, weiß die „OTZ“. Neben Abfindungen, laufenden Verträgen und Rückzahlungen an Kunden müsste auch eine Million Euro Fördermittel an den Freistaat zurückgezahlt werden. Hintergrund: Das Tatami-Bad wurde einst mit Landesförderung errichtet, unter der Bedingung, 25 Jahre in Betrieb zu bleiben. Da das Bad im kommenden Jahr erst 20 Jahre alt wird, wäre diese Frist nicht erfüllt.
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„Schließen wir jetzt, ist diese Bedingung nicht erfüllt, weshalb wir eine Million Euro von der Fördersumme zurück überweisen müssten“, erklärt Kühnast. Zusätzlich würden bereits zugesagte 800.000 Euro Bundesförderung für geplante Sanierungen verfallen. Insgesamt würden sich die Abwicklungskosten laut Kühnast auf rund 3,5 Millionen Euro summieren.
Wie die Belegschaft mit der Unklarheit und der näherkommenden Schließung umgeht, liest du hier.




