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Osten: Familien sitzen in Mieter-Hölle – doch es gibt oftmals kein Entkommen

In einer Stadt im Osten sollen Menschen unter zum Teil prekären Bedingungen leben. Manche von ihnen stecken in der Klemme.

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Schimmel als Untermieter

Familie Artig aus Neuss wohnt seit zwei Jahren in schimmeligen Wänden. Die Hausverwaltung hat trotz Mietkürzung nichts unternommen. Inzwischen ist die halbe Familie woanders untergekommen, um nicht auch noch krank zu werden. Was tun? [Lokalzeit aus D

Das Gerücht hält sich vielerorts ziemlich hartnäckig. Bei uns im Osten, heißt es, seien die Wohnungen ja so günstig. Hier gibt es ja angeblich so viel Leerstand, hier lässt es sich noch relativ günstig leben.

Dass die gelebte Realität mittlerweile ziemlich anders aussieht, kann man an einem Beispiel aus Halle sehen. In einem Viertel leben hier die Menschen unter zum Teil prekären Bedingungen – können oder wollen aber nicht ausziehen. Was da los ist? Nun, die Angelegenheit ist, wie so vieles, etwas komplizierter. Die Geschichte wirft aber ein beunruhigendes Licht auf die Mieter-Realitäten bei uns im Osten.

Osten: Prekäre Wohnsituation

Das Wohngebiet Südpark in Halle ist eine klassische Platte. Früher schön gelegen im Süden von Halle-Neustadt, hat das Viertel mittlerweile seinen Ruf weg. Eine Durchfahrtsstraße gibt es hier nicht. Zufällig schaut hier kaum noch jemand vorbei. Zum Ruf trägt bei, dass ein großer Teil des Wohnraums im Viertel mittlerweile ziemlich heruntergekommen ist. Der MDR Sachsen-Anhalt berichtet am Montag (12. Mai) von Menschen, die hier zum Teil unter prekären Bedingungen leben müssen. Menschen, die zum Teil auf Sozialhilfe angewiesen sind. Menschen mit Migrationshintergrund. Menschen, die es sich sonst nirgends leisten können, zu wohnen. Manchmal alles zusammen.

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Der MDR Sachsen-Anhalt unterhält sich mit einer Familie, die es raus aus dem Wohngebiet geschafft hat. Nicht raus aus Neustadt, aber zumindest raus aus dem Wohngebiet im Südpark. Seit 2015 haben sie nach eigenen Angaben in der Platte gewohnt – und mit der Zeit sahen sie sich mit immer mehr Problemen konfrontiert. Schimmel an den Wänden, Müll auf den Grünflächen und zum Teil mehrere Herbsttage ohne warmes Wasser und Heizung. Auch von Kakerlaken ist die Rede.

Mieter stecken in der Klemme

Die Gründe für die unhaltbaren Zustände liegen zumindest zum Teil auf der Hand. Der Eigentümergesellschaft „Bevo DE Alpha 2a“ ist zahlungsunfähig und schlittert möglicherweise in die Insolvenz. Manche Rechnungen konnten offenbar nicht bezahlt werden. Für notwendige Sanierungen fehlt offensichtlich das Geld. Dem MDR liegen sogar Informationen vor, nach denen Familien im Wohngebiet zum Teil ohne funktionierende Heizung gewohnt haben sollen.

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Klar, dass da viele aus dem Südpark wegziehen wollen. Das gestaltet sich aber oftmals schwieriger als gedacht. Für Sozialhilfe-Empfänger muss eine neue Wohnung zum Beispiel auch vom Jobcenter abgesegnet sein. Dem MDR sollen Informationen über mehrere Fälle vorliegen, bei denen das Jobcenter einen beantragten Umzug nicht bewilligt haben soll. Die Behörde selbst verweist dabei auf die Not-Anlaufstelle in der Innenstadt, wo man sich direkt vor Ort ein Mietangebot absegnen könne.


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Es gibt aber auch andere Gründe, warum der Umzug sich manchmal schwieriger gestaltet. Viele der dortigen Anwohner wollen nämlich gar nicht aus dem Viertel – oder zumindest dem Stadtteil wegziehen. Hier kennen sie sich aus, haben Nachbarn gefunden. „Manche sagen: Ich habe hier meine Freunde, meine Familie, ich kenne mich hier aus, meine Kinder gehen hier zur Schule – ich will nicht weg“, sagt eine Sozialarbeiterin gegenüber dem MDR Sachsen-Anhalt. Ihrer Ansicht nach fehlt es in Halle an größerem Wohnraum, der auch bezahlbar ist – „gerade für kinderreiche Familien“.