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Fünf Gründe, warum ich den Zwiebelmarkt hasse – und trotzdem hingehe

Fünf Gründe, warum ich den Zwiebelmarkt hasse – und trotzdem hingehe

Zwiebelmarkt Weimar
Foto: Jan-Henrik Wiebe

Obwohl der Zwiebelmarkt Weimars größter Stolz ist, tut sich unsere Autorin schwer damit. In fünf Gründen erklärt sie, warum sie den Zwiebelmarkt hasst – und ihn trotzdem jedes Jahr wieder besucht.

Grund 1: die Menschen

Wenn zum Zwiebelmarkt fast 300.000 Menschen nach Weimar reisen, verfünffacht sich die Einwohnerzahl der Goethestadt. Sowohl Fußgängerzonen als auch Straßen sind hoffnungslos verstopft von sich langsam vorwärtsschiebenden Menschen oder Fahrzeugen. Als Einwohnerin hier noch voranzukommen, ist nahezu unmöglich.

Grund 2: das Bühnenprogramm

Zahlreiche Bühnen beschallen die Stadt an diesem Oktoberwochenende bis Mitternacht. Trotzdem ist es nicht einfach, Musik zu finden, die länger ertragbar ist. Denn weite Teile des Bühnenprogramms lassen sich aus meiner Sicht nur schwer aushalten. Bestes Beispiel: die Ehringsdorfer Musikanten, alljährlich in der Schillerstraße zu finden. Während mein Freundeskreis nicht genug bekommt von dieser Schunkelmusik, stehe ich nur gequält lächelnd daneben. Zugegeben, die Stimmung ist immer gut. Der Alkoholpegel aber auch dementsprechend hoch.

Grund 3: die Preise

Sicher, Handwerk hat seinen Preis, und Zwiebelzöpfe müssen daher nicht billig sind. Aber Essen und Getränke müssen trotzdem nicht zu Wucherpreisen angeboten werden. Während man Bier relativ günstig bekommt, muss man für die meisten Speisen tiefer in die Tasche greifen. Und auch jeder Toilettengang kostet natürlich extra. Auch wenn das Bühnenprogramm umsonst ist, ist das Ganze für den Besucher jedoch insgesamt eine recht teure Angelegenheit.

Grund 4: das Wetter

Zugegebenermaßen kann der Zwiebelmarkt dafür nicht viel. Trotzdem trägt es maßgeblich zum (Nicht-)Wohlfühlfaktor bei. Denn ich habe noch kein Marktjahr mitbekommen, indem es nicht eisigkalt oder sogar noch verregnet war. Insbesondere abends, wenn das Bühnenprogramm lockt, wird langes Stehen zur Qual. Und viel Glühwein ist auch nicht die Lösung – denn Toilettenbesuche kosten und die Schlangen sind lang.

Bildergalerie vom Zwiebelmarkt 2016

Grund 5: der Partycharakter

Lange geht es schon nicht mehr nur um Zwiebeln. Insbesondere die Anzahl der (betrunkenen) Jugendlichen wächst mit Einbruch der Dunkelheit auf ein Vielfaches. Wo soll man als Minderjähriger in Weimar schließlich sonst Party machen? Es locken neben Riesenrad und dem erwähnten Bühnenprogramm auch allerhand blinkende Party-Gadgets. Der Renner in diesem Jahr: Brillen mit LED-Gestell. Oder auch gepunktet-blinkende Riesen-Mäuseohren.

Warum ich trotzdem hingehe?

Weil es trotzdem immer wieder schöne Dinge zu kaufen gibt. Weil Freunde und Familie hingehen. Weil der Zwiebelzopf vom letzten Jahr schon lange leer ist. Weil es zum Weimarerin-Sein dazu gehört. Und weil es trotzdem irgendwie schön ist. Zumindest denke ich das jedes Jahr vorher – und gehe wieder hin.