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Weimarer Fotografie-Talent: Was Djamila Heß in Taiwan erlebt

Weimarer Fotografie-Talent: Was Djamila Heß in Taiwan erlebt

Djamila Heß
Djamila Heß, ein Nachwuchstalent als Fotografin, studiert Medienwissenschaften in Weimar. Aktuell ist sie für ein Auslandssemester in Taiwan und arbeitet vor Ort auch an Foto-Projekten. Foto: Axel Heyder

Djamila Heß ist ein echtes Nachwuchstalent in Sachen Fotografie. Die 25-Jährige, die in Weimar Medienwissenschaften studiert, hat bereits eine erfolgreich abgeschlossene Ausbildung als Portraitfotografin und einen Ausbilderschein in der Tasche. Aktuell ist sie für ein Auslandssemester in Taiwan und widmet sich auch dort Foto-Projekten – und dabei fällt ihr so mancher Unterschied zu Deutschland auf.

Dieses Fotogesicht. Für Djamila Heß ist es vor allem eine Fassade. Es wird aufgesetzt, wenn man sich fotografieren lässt. „Die Menschen glauben zu wissen, wie sie auf Bildern gut aussehen. Sie verstecken sich dahinter, wollen nicht schutzlos sein.“

Dann wartet sie gern und zielgerichtet auf den richtigen Moment, in denen der Schutz fällt, der Charakter besser im Bild sichtbar ist, als mit dieser Fassade. Die junge Frau kennt sich aus mit Portraits, hat eine Berufsausbildung zur Fotografin in Leipzig gemacht, studiert nun Medienwissenschaften in Weimar.

Derzeit ist sie für Auslandssemester in Taiwan auf der Nation Central University (NCU), wo sie ganz andere Eindrücke sammeln kann. „Besonders fasziniert mich der Gegensatz zwischen Portraits, in denen das Model mit all seinen Eigenarten und Besonderheiten im Fokus steht und Fashion-Fotografien, in denen das ,Fotografische‘ mehr in den Vorderpunkt rückt“, erklärt die junge Frau.

Der Fotograf als Beobachter

„Ich habe an der Uni mehrere Seminare über Dokumentarfotografie besucht und beschäftige mich seitdem intensiver mit diesem Thema. Dabei mag ich, dass ich als Fotografin die inhaltliche Inszenierung überwiegend durch die Komposition und Auswahl meiner Bilder vornehme und nicht aktiv ins Geschehen eingreife.“

Das entspricht genau der klassischen Definition der Dokumentarfotografie, wie es sie seit mehr als 100 Jahren gibt – der Fotograf als stiller Beobachter. Sie hat Meister wie den Magnum-Fotografen Henri Cartier-Bresson hervorgebracht. „Besonders interessant ist das für mich, weil man viel improvisieren und reagieren muss, während meine anderen Motive in der Regel sehr sorgfältig inszeniert sind und nur sehr wenig dem Zufall überlassen wird.“

Unglaublich dünne Idealmaße

Im März kommt sie nach Deutschland zurück, mit ganz vielen Eindrücken aus einem Land, in dem alles ganz anders ist. Sie könne dort viele aufregende Projekte mit kreativen Menschen umsetzen, das sei toll. „Die Auffassung von Schönheit ist in Taiwan allerdings extrem anders als in Deutschland. Während man bei uns im Portraitbereich versucht, die individuellen Seiten festzuhalten, wird hier mit allen Mitteln versucht, möglichst glatte Werbebilder zu erzeugen. Dazu gehören sehr viel Makeup, künstliche Wimpern, farbige Kontaktlinsen.“

Besonders beliebt sei dort ein sehr blasses und europäisches Aussehen. „Dafür helfen die Mädels hier auch gerne mit Bleichcreme und blauen Kontaktlinsen nach“. Auch was die Figur angehe, würden völlig andere Maßstäbe gesetzt, weiß Djamila Heß. „Die Idealmaße hier sind unglaublich dünn, weibliche Rundungen nicht unbedingt beliebt. Dafür wird viel Wert auf lange Beine gelegt.“ Insgesamt habe sie den Eindruck, dass man gerade bei Frauen eine sehr genaue Vorstellung von Schönheit hat: zierlich, mädchenhaft und naiv.

Lebende Puppen in Szene gesetzt

Auch die Porträtfotografie an sich setzt vor allem auf wenig bekleidete Models, die inszeniert würden wie eine Art lebende Puppe. „Vielen Leuten in Taiwan gefällt das. Das passt jetzt nicht so ganz zu meinem Stil, aber es trifft natürlich auch nicht auf alle Menschen hier zu.“

Es gebe sehr viele interessante Fotografen und Models, gesteht die junge Frau. Manche Mädchen seien ehrlich überrascht und fasziniert gewesen, „dass ich ganz andere Aspekte schön und interessant finde. Ich fotografiere gerne starke Frauen und von denen durfte ich hier auch ganz besonders tolle kennenlernen. Und da ist die Zusammenarbeit natürlich auch einfacher“.

Herausforderung Sprache

Eine Herausforderung sei die Sprachbarriere. Doch selbst mit den Models, die nur wenig Englisch verstehen, habe sie fabelhafte Projekte umgesetzt. „Für mich sind da Vertrauen und gemeinsame Ideen wichtiger als zu 100 Prozent korrekte Kommunikation. Die kleinen Missverständnisse machen ein Shooting auf jeden Fall spannender und meistens auch ziemlich lustig.“