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Sushi Massaker mischen Grunge und Blues nach eigenem Familienrezept

Sushi Massaker mischen Grunge und Blues nach eigenem Familienrezept

Sushi Massaker
Sushi Massaker mischen verschiedene Musikstile zwischen Grunge und Blues. Foto: Michael Semper
  • Band der Woche: Sushi Massaker
  • Grunge und Blues standen Pate für ihren ganz eigenen Stil
  • Nächste Konzerte in Weimar und Rudolstadt

„Das Lied hat Fleisch und Rippen!“
Heinrich Heine

Heine, Shakespeare, aber auch Grunge und Blues verdienen es, Klassiker genannt zu werden und stehen definitiv beim Sound von Sushi Massaker Pate. Die Mitglieder der Band verbindet mehr als die gemeinsamen Auftritte.

Schon 2001 kehrten die Semper Brüder Berlin den Rücken zu

Tom (dr/voc) und Michael Semper (bass) beschlossen mit Anfang 20 mit ein paar Freunden ihre Heimatstadt Berlin zu verlassen. Sie haben sich auf dem Land bei Weimar einen Freiraum geschaffen, an dem sie leben und künstlerisch arbeiten können. Dieses Lebenskonzept ermöglicht ihnen bis heute, möglichst unkompliziert und entspannt zusammen produktiv zu sein. Johannes Geißer (git/voc) haben die beiden damals in Weimar kennengelernt. Nachdem sie mehrere Jahre in verschiedenen Formationen zusammen spielten, gründeten Tom und Johannes schließlich 2013 Sushi Massaker. Beide arbeiten hauptberuflich am Theater. Johannes ist Schauspieler im Ensemble des Theaters Rudolstadt und Tom arbeitet als Bühnentechniker.

Die Musikszene in Thüringen ist lebendig

In der Thüringer Musikszene gibt es viele kleine Festivals und Locations, die bespielt werden können. Einmal im Jahr laden Sushi Massaker auch auf ihren eigenen Hof ein und belohnen sich sozusagen selber mit einem Festival. Als Bühne dient ein alter LKW mit aufgeklappten Ladeflächen – der Freundeskreis ist das Publikum. “Es ist wichtig, Zeit zu investieren in Feste, in die gemeinsame Arbeit, weil das Lebensqualität bedeutet”, erzählen Johannes und Tom. Etwa zwölf Konzerte im Jahr geben sie, je nach Saison. Ein gutes Netzwerk zu haben und sich selbst zu organisieren, ist ein Instrument, dass die Band ebenso gut beherrscht. Erfolg haben bedeutet ist für sie, wenn sie mit den Leuten eine gute Zeit haben und ihre Musik ankommt. Das können genauso gut kleine, feine Bühnen sein – wie zum Beispiel im “Falken” in Weimar – einer kleinen, studentisch familiären Location, die seit vielen Jahren spannende Konzerte veranstaltet. Dort spielten sie ihr erstes Konzert, Weihnachten 2013 zu den “Heiligen Nächten “. Sie kommen regelmäßig wieder.

Sushi Massaker als Experimentierraum für Gastmusiker

Als Band zeigt sich Sushi Massaker, was die Erweiterung der Besetzung angeht, flexibel. Manchmal kommen Freunde auf sie zu und haben Ideen, bringen neue Impulse ein, die die Songs bereichern. Peter Merkel, an der Bluesharp, spielte 2016 bei einem Konzert im Falken mit. Das musikalische Experiment gelang, wohl punktuiert zum Einsatz gebracht ergänzt er seither mit seinem Instrument und seinem Gesang regelmäßig die Auftritte von Sushi Massaker.

Gelungener Auftritt beim Rudolstadt Festival

Dieses Jahr zum Festival in Rudolstadt konnte Tom nicht dabei sein. Johannes sprach eine Kollegin an, Grita Bühler die bei den Thüringer Symphonikern Saalfeld/Rudolstadt mitwirkt. Für diesen Auftritt löste sie sich an dem Abend auf eigene Kosten aus ihren vertraglichen Verpflichtungen – um sozusagen für lau mit Sushi Massaker auf der Bühne zu stehen. “Das war wie ein Ritterschlag für uns“, schmunzelt Johannes. Statt Tom am Schlagzeug, saß also an dem Abend Grita Bühler mit ihrem Cello auf der Bühne und es wurde ein faszinierendes Konzert und ein gelungener Exkurs. Ein Höhepunkt während Konzerts war auch der Auftritt von Magdalena, der kleinen Tochter von Johannes Geißer. Am Mikrofon unterstützte sie ihren Vater selbstbewusst und verzauberte das Publikum für ein paar Augenblicke – Sushi Massaker, „a Famlily Affair!“

Sushi Massaker – der Name ist Programm

Wer jetzt Gemetzel à la „Gwar“ auf der Bühne erwartet oder übelste Exzesse, hat sich getäuscht. Tom hatte die Idee zu diesem Bandnamen und knüpfte damit an eine gewisse hausinterne Tradition, einen Bandnamen mit “Fisch” zu wählen. Tom mag nämlich keinen Fisch. Der Name stand schon, bevor es die Band gab, prägt sich gut ein und irgendwie hat man das Gefühl, als kenne man ihn schon.

Wie die Songs von Sushi Massaker entstehen

“Definitiv im Proberaum,” erklärt uns Tom auf die Frage nach der Entstehung ihrer Lieder. “Johannes und ich schreiben beide die Texte und diese sind auch ein wichtiger Bestandteil unserer Kompositionen. Es braucht immer eine kleine Geschichte, eine Achse, um die sich der Song dreht.” Johannes hat schon als Kind gerne Texte nachgesungen und sich musikalisch auch eher für wortreiches, ausdrucksstarkes Liedgut interessiert. Durch seinen Beruf als Schauspieler dem “Wort” ohnehin zugeneigt, fand er seine Wurzeln zunächst im Plattenschrank seiner Mutter, später bei Bob Marley oder Stevie Wonder, bevor es dann auch härter wurde, mit Bands wie Nirvana, Melvins oder Fantomas. Als eines der wichtigsten Alben auf seinem Weg, nennt er „Jar of Flies“ von Alice in Chains.

Tom als jüngstem von drei Brüdern stand das Repertoire der Älteren zur Verfügung. Von Anne Clark und den Ärzten, über Led Zeppelin, deren Musik ihn zum Schlagzeugspielen inspirierte, über Trip Hop, Hip Hop, Funk oder Stoner-Rock und Punk haben verschiedene Musikrichtungen sein Spiel geprägt und das ist gut so. “Die vertrackten Beats, wie sie in den 90ern beim Trip Hop aufkamen, haben mich fasziniert und ich habe natürlich gleich versucht herauszufinden, wie sie funktionieren”, erzählt Tom.

Songs from Beyond – das Album von Sushi Massaker

Ihr erstes Album haben Sushi Massaker 2015 aufgenommen. Enthalten sind Songs, die von ganz tief unten kommen, die auch von persönlichen Erfahrungen erzählen, die sie gemeinsam gemacht haben. Die Aufnahmen entstanden – wo sonst? – in ihrem eigenen Domizil, unter hauseigenen Produktionbedingungen. Im Laufe der Jahre haben sie sich einiges Equipment zugelegt, auf das sie zurückgreifen können. Michael Semper hat die Aufnahmeleitung übernommen. Den Bass zu den Liedern hat er nachträglich eingespielt und sich dafür Zeit genommen.

Auf dem Album finden sich acht dynamische Songs, die geballte Energie und jede Menge Leidenschaft in sich tragen, einen authentischen rohen Sound haben und gut unter die Haut gehen. Grunge und Blues standen definitive Pate, rein soundtechnisch erinnern sie ein wenig an Stoner-Rock, wenn auch die eher klassischen Songstrukturen keine klare Zuordnung zu diesem Genre erlauben.

Sushi Massaker im Social Web

Live-Termine von Sushi Massaker:

  • 29. September 2017, 20 Uhr: Künstlergarten Weimar
  • 21. Oktober 2017, 21 Uhr: Saalgärten Rudolstadt