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AfD Thüringen: Höcke plant umstrittene Rede in Weimar – „Provokation“

Am 8. Mai wird der Befreiung vom Nationalsozialismus gedacht. In Weimar ist eine Rede des umstrittenen AfD-Politikers Björn Höcke angekündigt.

Björn Höcke will am 8. Mai in Weimar eine rede halten. Das sorgt für Unmut.
© IMAGO/xcitepress

Björn Höcke: der Rechtsaußen der AfD

Das ist Thüringens AfD-Chef

Es brodelt in Weimar. Einmal mehr mittendrin: Thüringens AfD-Chef Björn Höcke.

Der umstrittene Politiker hat eine Rede in Weimar angekündigt – ausgerechnet am 8. Mai will er hier auftreten. Am Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus.

AfD Thüringen: Unmut wegen Höcke-Rede

Für Buchenwald-Gedenkstättenleiter Jens-Christian Wagner ist die geplante Höcke-Rede nichts mehr als eine reine Provokation. „Wenn Höcke ausgerechnet am 8. Mai, dem Tag des Kriegsendes und der Befreiung vom Nationalsozialismus, in Weimar spricht – ausgerechnet in Weimar -, dann ist das von ihm ohne Zweifel als geschichtspolitisches Signal gemeint“, sagte Wagner der Deutschen Presse-Agentur in Erfurt.

Jens-Christian Wagner, Leiter der Gedenkstätte Buchenwald, spricht bei einer Veranstaltung zum Gedenken der Stadt an den Todesmarsch durch Jena 1945.
Jens-Christian Wagner, Leiter der Gedenkstätte Buchenwald, ist ziemlich fassungslos wegen der geplanten Rede von AfD-Rechtsaußen Björn Höcke. Foto: picture alliance/dpa

Höcke signalisierte am Rande des AfD-Landesparteitages am Samstag auf Nachfrage, dass er keine Rede zum 8. Mai als Gedenktag oder zu dem historischen Ereignis halten werde. Es gehe darum, Solidarität mit den „Bürgerprotesten“ zu zeigen.

Wagner wies darauf hin, dass Weimar untrennbar mit Buchenwald verknüpft sei. Im Konzentrationslager Buchenwald nahe der Stadt Weimar hielten die Nationalsozialisten zwischen 1937 und 1945 mehr als eine Viertel Million Menschen gefangen. Etwa 56.000 von ihnen starben während der Haft an den katastrophalen Bedingungen im Lager oder wurden von der SS getötet. Am 11. April 1945 hatten US-Truppen das Lager erreicht. Am 8. Mai 1945 ging der Zweite Weltkrieg in Europa mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht zu Ende.

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Wagner sagte, der geplante Auftritt Höckes zeige, „dass diese rechte Mischszene sehr, sehr stark mit der AfD verbandelt ist“. Bei so genannten Montags-Spaziergängen in Weimar träfen sich Vertreter der rechtsextremen Szene, Gegner der Corona-Politik und andere Gruppierungen. Dagegen müsse die Zivilgesellschaft Position beziehen, forderte er. Er selbst will am Montag bei einer Gegendemonstration sprechen.


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Der Historiker und Leiter der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora erinnerte an eine Rede von Höcke aus dem Jahr 2017. Damals hatte der umstrittene Politiker in Dresden mit seiner Forderung nach einer „erinnerungspolitischen Wende um 180 Grad“ eine heftige Debatte ausgelöst. Darin hatte er mit Blick auf das Holocaust-Mahnmal in Berlin auch gesagt: „Wir Deutschen, also unser Volk, sind das einzige Volk der Welt, das sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat.“

AfD Thüringen: Gesichert rechtsextrem

Bei einem Auftritt vor etwa einer Woche in Erfurt hatte Höcke eine politische Wende gefordert und gesagt: „das muss eine echte 180-Grad-Wende sein“. Wagner sagte, das beinhalte auch die Erinnerungskultur. „Wenn man nach einer solchen Rede, eine Woche später, zum 8. Mai, ausgerechnet in Weimar auftritt, dann ist das der Subtext, und dann braucht man es so dezidiert auch gar nicht zu sagen. Es ist völlig klar, dass es um Geschichtsrevisionismus geht.“ Die Thüringer AfD wurde vom Landesverfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestuft.

Björn Höcke will am 8. Mai in Weimar eine rede halten. Das sorgt für Unmut.
Björn Höcke will am 8. Mai in Weimar eine rede halten. Das sorgt für Unmut. (Archivbild) Foto: IMAGO/xcitepress

Zum 8. Mai als Gedenktag sagte Wagner, dass sich die deutsche Gesellschaft Jahrzehnte lang schwer damit getan habe. Es sei ein großer Verdienst des früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker gewesen, das Kriegsende auch als Befreiung vom Nationalsozialismus anzuerkennen. „Wenngleich man natürlich deutlich sagen muss: Es war für die meisten Deutschen ein Tag der Befreiung Widerwillens“, sagte Wagner. Als Historiker betrachte er die Rede vom Tag der Befreiung auch immer mit einem gewissen Argwohn. Die Nazis seien ja nicht von einem fremden Stern gekommen und die Deutschen dann vom Nationalsozialismus befreit, sagte Wagner. „Im Grunde wurden sie von sich selbst befreit am 8. Mai 1945.“ (dpa/red)