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Rollstuhlfahrer aus Erfurt platzt die Hutschnur – „Darf kein Luxus sein“

Für einen Erfurter wurde die Bahnreise zu einer echten Tortur. Und das nur weil er auf einen Rollstuhl angewiesen ist.

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© IMAGO / Felix Abraham

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Eigentlich dürfte das weder kompliziert noch umständlich sein. Mit dem Zug wollte ein Erfurter von Prag über Dresden zurück in die thüringische Landeshauptstadt fahren. Normalerweise ist das eine Strecke von etwa sechs Stunden.

Für den Erfurter wurde die Fahrt aber zu einer mehr als 24-Stunden langen Odyssee. Dabei spielten Verspätungen zwar eine Rolle, am Ende des Tages war die aber eher untergeordnet. Denn wenn Sven S. nicht im Rollstuhl sitzen würde, wäre noch am selben Tag in Erfurt angekommen.

Erfurt: Bahnreise endet vorzeitig

„Die Barrierefreiheit endete für mich um 22.30 Uhr.“ Das Resümee des Erfurters ist nach seinem Bahn-Abenteuer mehr als ernüchternd. Er ist derzeit in seiner Mobilität eingeschränkt und auf einen Rollstuhl angewiesen. An sich sollte das kein Problem sein bei einer Bahnreise. Nur beim Ein- und Aussteigen muss eben jemand helfen. Und genau daran hat es am Ende gehapert.

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Am Samstag (14. Juni) machte sich Sven jedenfalls nach eigenen Angaben von Prag aus auf den Weg nach Erfurt. Aber schon im ersten Zug kündigte sich der Frust an. In Dresden (der erste Umstieg) kam er erst mit 100 Minuten Verspätung an.

„Kein Zufall! Kein Zeitfenster!“

Der Plan wäre dann gewesen, von Dresden aus nach Leipzig und dort einen Zug nach Erfurt zu nehmen. Daraus wurde aber nichts. „Nach 22.30 Uhr ist niemand mehr da, der eine Hebebühne bedienen kann“, erklärt Sven in einem öffentlichen Facebook-Beitrag sein Dilemma. Aus diesem Grund war für ihn in Dresden-Neustadt vorzeitig Schluss – er musste sich für die Nacht ein Hotel suchen.

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„Großer Dank an das Servicepersonal vor Ort – sie haben getan, was sie konnten. Aber: Das System ist nicht komplett barrierefrei. Und das ist ein großes Problem seit Jahren“, findet Sven. Sein Appell: „Barrierefreiheit darf kein Luxus sein! Kein Zufall! Kein Zeitfenster!“

Was die Bahn in solchen Fällen rät

Mit dem Vorfall konfrontiert antwortet ein Bahn-Sprecher auf Thüringen24-Anfrage: „Zunächst möchten wir unser Bedauern zum Ausdruck bringen, dass die Reise für den Fahrgast im Rollstuhl mit derartigen Hindernissen verbunden gewesen ist.“ Demnach unternehme die DB große Anstrengungen, um Reisenden mit Mobilitätseinschränkungen eine selbstbestimmte Mobilität zu ermöglichen.

Die Empfehlung: Solltest du auf Hilfe angewiesen sein, kannst du dich an die Mobilitätsservice-Zentrale wenden. „Im Jahr 2024 hat das Personal in den Bahnhöfen und in den Zügen rund 828.000 Hilfeleistungen durchgeführt. Das sind über 2.200 Hilfeleistungen pro Tag“, so der Sprecher.


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Das kannst du theoretisch bis 20 Uhr vor dem Tag deiner Reise machen. Es sei denn die Reise geht ins Ausland oder beginnt dort. Dann wäre ein 24-Stunden-Vorläuf für die Planung erforderlich. Die Kontaktdaten:

  • Telefon: 030/652-12-888 (Montag bis Freitag von 6 Uhr bis 20 Uhr
  • Mail: msz@deutschebahn.com
  • Internet: bahn.de/barrierefrei

Du kannst dich dort übrigens für jede Art von Reise wenden. Also auch mit der S-Bahn oder dem Regionalzug. „Wir raten Fahrgästen mit Mobilitätseinschränkungen ihre Reise bei der MSZ anzumelden. Dann werden die Personale im Zug und im Bahnhof über notwendige Hilfestellungen informiert“, so der Sprecher.