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Erfurter fassen sich ein Herz – „Müssen an die Babys denken“

Michael Zecha und sein Kollege fassen sich ans Herz. Sie wollen einen Verein gründen, um Eltern in ausweglosen Lagen zu helfen.

© IMAGO/ CHROMORANGE

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In diesem Video stellen wir dir die thüringische Hauptstadt vor.

„Manchmal macht man Pläne und dann kommt das Leben dazwischen“ – ein Spruch, der nicht nur als Wand-Tattoo und Aufdruck auf der Kaffeetasse funktioniert, sondern ab und an auch bittere Realität ist. Nämlich dann, wenn der Schwangerschaftstest plötzlich positiv ist, das Neugeborene dauerhaft schreit und Mutter beziehungsweise Vater völlig am Ende sind. Nicht selten kommt es in solchen Situationen vor Überforderung zu Szenen, die üble Konsequenzen nach sich ziehen. Um eben diesen Eltern einen Ausweg zu bieten, will nun ein neuer Verein in Erfurt an den Start gehen.

Denn wie Gründungsmitglied und Betreiber einer Sicherheitsfirma, Michael Zecha, sagt, „müssen wir an die Babys denken, aus denen soll ja was werden“. Doch noch steht der potenzielle Erfurter Verein vor Herausforderungen. Welche das sind und was hinter dem Vorhaben genau steckt, erfährst du hier bei uns.

Erfurt: „Löwenkinder“ soll Eltern in Not helfen

Auch wenn die Planungen erst seit fünf Tagen laufen, so steht der Name bereits: „Babyklappe Löwenkinder Mitteldeutschland“ will sich der Verein nennen. Der Ursprung der Idee ist weniger spektakulär als man sich vorstellen mag. „Herr Grosche hatte die Idee, Eltern in Not zu helfen. Die Idee war ganz gut, vor allem wenn man selbst Vater ist, weiß man ja wie es läuft“, scherzt Michael ein wenig im Gespräch mit der Thüringen24-Redaktion. Der neunfache (Patchwork)-Papa kann wohl sehr genau nachvollziehend, wie herausfordernd die Situation für frischgebackene und auch erfahrene Eltern manchmal sein kann.

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„Herr Grosche“ ist übrigens ein Kollege aus der Sicherheits-Branche, der mit dem Einfall um die Ecke kam. „Das soll halt so ablaufen bei uns, dass wir Eltern helfen, die Angst haben… vor Bürokratie. Wir wollen die Anonymität schützen […] Zur Babyklappe wollen viele Leute nicht hin, weil sie da gesehen werden“, mutmaßt Michael. Der neue Erfurter Verein soll das Bindeglied zwischen Amt und Eltern werden, wie er beschreibt: „Die Eltern können uns anonym anrufen und sagen ‚Hier ich brauch Hilfe. Ich möchte das Kind zu der Uhrzeit dort hinlegen. Kann das jemand abholen?‘ Und das wollen wir machen. Wir holen das Kind und versorgen das erstmal und dann geht’s schnellstmöglich zum Jugendamt, welches sofort informiert wird“, erklärt Michael das Konzept in einfachen Worten.

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Doch noch muss einiges geklärt und auf die Beine gestellt werden, damit der Verein in Erfurt und später ganz Thüringen an den Start gehen kann. Die sieben Gründungsmitglieder sind bereits vorhanden. Doch derzeit hängt es noch an Sponsoren. „Das wollen sehr viele nicht machen. Aber man kann es ja auch keinem aufzwingen“, kommentiert Michael die Situation. Doch an fehlenden Sponsoren soll das Vorhaben nicht scheitern. „Ich bin Papa, viele von den Gründungsmitgliedern sind Mamas. Windeln, Fläschchen und Co. bekommen wir sicherlich erstmal zusammen“, gibt sich Michael optimistisch. Doch auf Dauer braucht der potenzielle Verein eben Unterstützung. Bammel hat der Inhaber einer Sicherheitsfirma im Großen und Ganzen nicht. Vielleicht nur etwas: „Das einzige, wovor ich jetzt Bammel habe, ist, dass das Jugendamt da kein Interesse daran hat. Das ist immer diese Bürokratie, das kenne ich aus dem Sicherheitsdienst“, so Michael.

„Können wir nicht verantworten“

Auch Mitglieder suchen die „Löwenkinder“ noch. Diese sollten auf jeden Fall zuverlässig sein. „Hebammen, Krankenschwestern wären perfekt. Menschen, die Erfahrung haben. Wir wollen dann auch noch mal Erste-Hilfe-Schulungen anbieten und Schulungen, wie man sich bei einem Neugeborenen verhält“, erklärt Michael. Doch jeden x-beliebigen will der Verein nicht nehmen. Verständlich, immerhin geht es hier um Neugeborene. „Das können wir nicht verantworten.“


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Dass das Thema Adoption kontrovers diskutiert wird, ist ihm klar. Immerhin ist es eine sensible Angelegenheit. Doch das hält die „Löwenkinder“ nicht von ihrer Gründung ab. Denn Taten, die Eltern begehen, wenn sie mit der Situation komplett überfordert sind, kennen wir wohl alle. Horror-Funde in Mülltonnen, das Baby so lange geschüttelt, bis es nicht mehr atmet. Deshalb sei es umso wichtiger, den Eltern einen Ausweg zu bieten. „Die Kleinen können ja nichts für ihre Eltern.“