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Ärztin nimmt Geiseln und lässt sie Missbrauchsfilme anschauen

Ärztin nimmt Geiseln und lässt sie Missbrauchsfilme anschauen

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Die angeklagte Ärztin soll im Sommer vergangenen Jahres einen 82 Jahre alten Mann und dessen gleichaltrige Ehefrau gegen deren Willen auf ihrem Grundstück im Saale-Orla-Kreis festgehalten und zu sogenannten Therapiesitzungen gezwungen haben. Foto: Jan Woitas/dpa

Mit der Aussage eines mutmaßlichen Opfers ist der Prozess wegen Geiselnahme gegen eine Ärztin in Thüringen fortgesetzt worden. Die Frau schilderte zahlreiche Details.

Im Geiselnahmeprozess in Gera hat eine 82 Jahre alte Frau berichtet, was sie und ihr Mann in der Gewalt der angeklagten Ärztin erlebt haben. „Wir mussten uns Videofilme ansehen, in denen gezeigt wurde, wie sich Männer an ihren Töchtern vergehen“, sagte die Frau am Montag vor dem Landgericht. Anschließend sei ihr Mann aufgefordert worden, sich daran zu erinnern, wie auch er seiner Tochter solche Dinge angetan habe. „Aber mein Mann hat das nicht getan.“

Ernsthafte Anschuldigungen oder Gehirnwäsche?

Sie habe mit Entsetzen gehört, wie ihre Tochter ihren Vater beschuldigte, sie vergewaltigt zu haben. Irgendwann habe sie dann den Eindruck gehabt, ihre Tochter und ihre beiden Enkelkinder seien einer Art Gehirnwäsche unterzogen worden. Auch die Enkel hätten von Missbrauch durch den Großvater berichtet. Bevor sie bei der 59-jährigen Ärztin gewohnt hätten, seien solche Vorwürfe nie erhoben worden.

Selbst an die eigene Schuld geglaubt

Erst als sie und ihr Mann ihre Angehörigen im thüringischen Remptendorf (Saale-Orla-Kreis) besucht hätten, seien die Anschuldigungen erhoben worden. Zwischendurch habe es sogar Phasen gegeben, in denen sie selbst geglaubt habe, dass an den Anschuldigungen etwas dran sein könnte. Sie und ihr Mann seien verzweifelt und deprimiert gewesen, als sie im vergangenen Jahr für fünf Monate auf dem Anwesen der Ärztin festgehalten worden seien.

Dinge im Wert von 150.000 Euro gestohlen

Die Psychiaterin soll Heiltherapien angeboten haben. Laut Staatsanwaltschaft hat die Angeklagte dabei das Rentnerehepaar, dessen Tochter ihre Klientin war, wegen angeblicher sexueller Misshandlungen eingesperrt, beraubt und geschlagen. Insgesamt seien dem Paar Bargeld, Wertpapiere und Schmuck im Wert von rund 149.000 Euro gestohlen worden. Angeblich sollten mit dem Geld die Opfer des vermeintlichen Missbrauchs entschädigt werden. Der Prozess dauert voraussichtlich noch bis Ende November.