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Thüringen wird immer dreckiger! Vor allem die Parks leiden

Thüringen wird immer dreckiger! Vor allem die Parks leiden

Thüringen Müll Park
© IMAGO / Olaf Schuelke

Thüringen: So schön ist das Bundesland

Eisenach/Weimar. 

Während des ersten Lockdowns haben viele Restaurants in Thüringen ihr Angebot umgestellt und die Gerichte zum Abholen angeboten.

Obwohl die Gastronome jetzt auch wieder Kundschaft in ihren Läden empfangen, ist der Trend „To-Go“ hängen geblieben. Und die Folgen davon kriegt vor allem die Natur in Thüringen zu spüren.

DARUM verdreckt Thüringen

Lange Zeit war Thüringen nicht mehr so dreckig gewesen. In vielen Parks werden Speisereste, To-Go-Verpackungen und Glasscherben einfach liegen gelassen.

„Seit der Pandemie ist das Müllaufkommen in Grünanlagen kaum noch zu bewältigen“, sagte Ulrike Unger von der Stadtverwaltung Eisenach im Rahmen einer dpa-Umfrage. Neben dem zuständigen Dienstleistungsbetrieb müssten einmal in der Woche auch die städtischen Gärtner zu einer Müllrunde ausrücken, um das Problem einigermaßen in der Griff zu bekommen.

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Das sind die größten Städte in Thüringen*:

  1. Erfurt (213.692)
  2. Jena (110.731)
  3. Gera (92.126)
  4. Weimar (65.098)
  5. Gotha (45.273)
  6. Eisenach (41.970)
  7. Nordhausen (40.969)
  8. Ilmenau (38.637)
  9. Suhl (36.395)
  10. Mühlhausen (35.799)

* Stand: 2020

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Auch die Stadtverwaltungen von Weimar, Erfurt, Jena, Gera sowie die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten und die Klassik Stiftung Weimar beobachten eine Zunahme der Hinterlassenschaften von Parkbesuchern.

Thüringer feiern Außer-Haus-Angebot – doch Parks leiden darunter

So musste die Klassik Stiftung Weimar in diesem Jahr zum ersten Mal eine externe Firma beauftragen, um den Müll an den zwei stark frequentierten Parks an der Ilm entsorgen zu lassen, wie eine Sprecherin sagte. Anders seien die erheblichen Mengen an Müll zeitlich und personell nicht zu bewältigen.

In den übrigen Grünflächen müssten Gärtner diese Aufgaben übernehmen. Die Zeit fehle bei anderen drängenden Aufgaben, wie etwa bei der Bewässerung während der Trockenheit. Oft würden To-Go-Verpackungen entsorgt. Auch Einmal-Grills würden immer öfter verwendet, was die Brandgefahr steigere. Zurückgelassene Speisereste zögen Waschbären und Krähen an. Zudem lande auch Hausmüll immer öfter in öffentlichen Papierkörben.

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Durch Corona hätten sich viele Menschen daran gewöhnt, Speisen außer Haus zu verzehren, so die übereinstimmende Meinung in den befragten Kommunen. Dabei gebe es wenig Bereitschaft, selbst bei überquellenden Mülleimern Verpackungsmüll mit nach Hause zu nehmen. Oft bleibe Abfall auch einfach an Ort und Stelle liegen.

Thüringen: SO teuer ist das Reinigen von Parks

Die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten vermutet eine grundsätzliche Änderung des Freizeitverhaltens im Zuge der Corona-Krise hinter dem wachsenden Müllaufkommen. Zudem spricht Sprecher Franz Nagel von einem sinkenden Respekt vor den Parks der Stiftung. „Der besondere Charakter der Parks als Denkmale der Gartenkunst und als Kulturschätze wird von einem Teil der Gäste außer acht gelassen.“

In den meisten befragten Kommunen muss mindestens einmal pro Woche eine Reinigungstour vorgenommen werden, vielerorts auch öfter. Allein die Entleerung der Papierkörbe koste die Stadt Eisenach rund 34.000 Euro im Jahr, so Unger. Hinzu kämen rund 5.700 Euro für die reine Entsorgung liegengelassenen Mülls, ohne Personalkosten für Straßenkehrer und Stadtgärtner. In Erfurt kamen dem Umwelt- und Naturschutzamt zufolge zwischen Juni 2021 und 2022 insgesamt fast 280 Tonnen Müll aus den Papierkörben zusammen, eine Steigerung um über zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Thüringen: HIER wurde ein „Service-Team Park“ ins Leben gerufen

Überall machen neben Zigarettenkippen, Hundekot und Flaschendeckeln vor allem Einweg-Grills, Pizzakartons und Speiseverpackungen den Großteil des Müllvolumens aus. Mehrere Städte freuen sich daher auf die Anfang 2023 beginnende Mehrweg-Regelung für Außer-Haus-Angebote durch die Bundesregierung. Die sieht vor, dass Caterer, Lieferdienste und Restaurants ab einer bestimmten Größe verpflichtet werden, auch Mehrwegbehälter als Alternative zu Einwegbehältern anzubieten.

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„Da Einwegverpackungen aber nicht verboten werden, sondern nur Mehrwegalternativen angeboten werden müssen, haben wir als Stadt auch weiterhin nur wenig Einflussmöglichkeiten“, fasste Unger zusammen. Vielen Parkbetreibern bleibe auch künftig nur der Appell an die Vernunft der Besucher: Die Klassik Stiftung hat ein „Service-Team Park“ ins Leben gerufen, das den Dialog mit Parkbesuchern suchen und so das Bewusstsein für den Schutz der Anlagen stärken soll. (dpa/red.)