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Thüringen: Experten wegen Ampel-Plan in Aufruhr – „Menschen treffen nicht immer schlaue Entscheidungen“

Thüringer Ärzte und Suchtexperten äußern große Sorgen wegen den Legalisierungs-Plänen der Ampel-Regierung.

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© IMAGO / Christian Ohde / Montage: Thüringen24

Kurz erklärt: Eckpunkte des geplanten Cannabis-Gesetzes

Das Bundeskabinett hat beschlossen, den Besitz und den kontrollierten Anbau von Cannabis zum Privatgebrauch zuzulassen - mit Einschränkungen. Wichtige Punkte des Gesetzesvorhabens im Überblick.

In Thüringen und ganz Deutschland könnte es bald erlaubt sein, Cannabis zu konsumieren und anzubauen. Ein Ampel-Plan würde das zwar nur unter bestimmten Rahmenbedingungen erlauben, aber immerhin. Dem voran ging eine jahrelange Diskussion um die Legalisierung des Rauschmittels. Viele sprechen sich dafür aus, es gibt aber auch erbitterte Gegenstimmen.

Einige Ärzte und Suchtexperten aus Thüringen fordern jetzt klare Pläne zur Suchtprävention. Zwar gibt es klare Regeln und Gesetze zum Cannabis-Konsum, sie sehen aber trotzdem einige Gefahren – besonders für Kinder und Jugendliche.

Thüringen: Sorge von Experten um Cannabis-Legalisierung

Bereits diesen Freitag (23. Februar) setzt sich die Ampel-Regierung zusammen, um die neuen Gesetze zum Cannabis-Konsum zu beschließen. Schon jetzt ist klar, dass es mit den neuen Gesetzen nicht nur erlaubt sein wird Cannabis zu konsumieren, sondern auch anzubauen. Der Besitz von bis zu 25 Gramm wäre dann für den Eigengebrauch erlaubt. Daneben dürften Privatleute bis zu drei Cannabispflanzen anbauen. Ärzte und Suchtexperten befürchten jetzt schon eine Gefahr für Kinder und Jugendliche und haben klare Forderungen.

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Sie setzen sich für mehr Angebote ein, um Kinder und Jugendliche über die Risiken des Drogenkonsums aufzuklären. Das Festhalten der Bundesregierung an der Cannabis-Freigabe trotz Bedenken aus der Politik und Wissenschaft finden sie „geradezu deprimierend“, erklärte der Präsident der Landesärztekammer, Hans-Jörg Bittrich, am Mittwoch (21. Februar). Aus seiner Sicht wird eine Droge verharmlost, „die nachgewiesenermaßen abhängig macht“. Er rechnet nach der Cannabis-Legalisierung, dass mehr Menschen als zuvor medizinische Hilfe in Anspruch nehmen. Damit diese nicht überlastet werden, sind besonders Präventionsprogramme für Kinder und Jugendliche wichtig.

Experten fordern mehr Präventions-Programme

Dass auch Kinder und Jugendliche an Drogen herankommen, ist nichts neues. Das stellt auch Psychologin und Fachreferentin bei der Fachstelle für Suchtprävention in Thüringen, Tina Wohlfarth, fest. Diese Drogen sind zum Teil verunreinigt und richten so großen Schaden an. Mit einer Regulierung ist nun auch die Hoffnung verbunden, dass dieses Problem abnimmt, sagt Wohlfarth. Sie persönlich glaubt, dass dieser Versuch richtig ist. „Das, was bisher getan wurde, hat ja offenbar nicht so gut funktioniert“, stellt sie fest.


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„Aus meiner Sicht darf man das nicht nur medizinisch betrachten, weil Menschen nicht immer schlaue Entscheidungen treffen. Viele essen auch Zucker, rauchen oder trinken, obwohl sie wissen, dass das schädlich ist“, sagt Wohlfarth in dem Interview weiter. Die Legalisierung sieht einen regulierten Konsum von Cannabis vor. Allein dadurch hoffen Suchtexperten und Ärzte, dass Menschen Cannabis eher in einem geregelten Maß zu sich nehmen und ein übermäßiger Konsum der Droge nachlässt. (mit dpa)