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Thüringer Unternehmen machen Ernst – „Wir wären tot gewesen“

Zwei Thüringer Unternehmen haben sich ganz schön in den Haaren. Und es geht um richtig viel Geld. Hier findest du mehr dazu:

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Unternehmen haben es zurzeit echt nicht leicht – wirtschaftliche Unsicherheit, Fachkräftemangel, steigende Energie- und Materialkosten und eine bürokratische Hürde nach der nächsten. Und das ist längst noch nicht alles, womit Betriebe sich so rumschlagen müssen.

Wenig hilfreich ist es da, wenn die Unternehmen sich auch noch untereinander in die Haare kriegen. Trotzdem kommt es immer wieder vor. So auch bei diesen beiden Thüringer Betrieben. Hier erfährst du mehr über diesen Konflikt.

Fernwärme-Schock für Thüringer Unternehmen

Zwei Thüringer Unternehmen haben sich ganz schön in den Haaren: der Stahl- und Maschinenbaubetrieb Weimar-Werk GmbH und die hiesigen Stadtwerke. Der Grund? Uneinigkeit über den Abschlag für Fernwärme. Der Fernwärme-Preis setzt sich eigentlich aus Grund- und Arbeitspreis zusammen. 2020 kostete die Kilowattstunde lediglich 3,3 Cent. Doch dann der Schock für das Weimarer Stahlwerk: für die Wintermonate 2022/23 stand laut MDR plötzlich 51,9 Cent auf der Rechnung – satte 100.000 Euro Abschlag soll das Unternehmen nun zahlen.

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Die Empörung ist greifbar: Der Stahlbauer weigerte sich standhaft, den vollen Betrag zu zahlen, und hielt den Arbeitspreis für maßlos überzogen. „Eine 16-fache Preissteigerung innerhalb von nur zwei Jahren“ hätte den Betrieb in eine Schieflage gebracht, sagte der Geschäftsführer Heinrich Berr den Kopf gegenüber dem MDR. „Dann wären wir tot gewesen. Wir hätten ungefähr ein Drittel vom Umsatz nur für Fernwärme ausgegeben.“

Weimarer Stadtwerke gehen vors Gericht

Dass das den Weimarer Stadtwerken nicht in den Kram passt, kann man sich denken. Der Thüringer Stromversorger zog daher vors Gericht und verklagten den Stahlbauer auf den Rest des Fernwärme-Abschlags von 50.000 Euro. Der Weimarer Stahlbauer müsse laut MDR nun beweisen, dass der hohe Fernwärme-Preis von 52 Cent nicht gerechtfertigt war. Und das mit komplizierten, nicht unumstrittenen Formeln.

Der Finanzmathematiker Werner Siepe hat diese Preisformeln in einer Studie analysiert. Und er steht manche von ihnen kritisch gegenüber. Einige Formeln würden demnach nicht die tatsächlichen Preise der Anbieter widerspiegeln. „Dass das so ist, hängt vor allem mit börsennotierten Indizes zusammen“, erklärt Siepe dem MDR. „Man nutzt den Börsenwert für Erdgas, zum Beispiel von der Energiebörse in Leipzig, um in Zeiten hoher Gaspreis-Steigerungen, wie wir sie auch 2022 hatten, den Arbeitspreis für Fernwärme nach oben zu treiben“, führt er aus.


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Auch in die Preisformel der Stadtwerke Weimar sei so ein Börsenwert in die Preisformel eingeflossen. „Die Stadtwerke Weimar haben hier den absolut teuersten Index ausgewählt“, sagt Geschäftsführer Berr zum MDR. „Den setzt man hier ein, um maximal viel von den Leuten berechnen zu können“, merkt er an.

Bisher haben sich die Stadtwerke Weimar dazu noch nicht geäußert. „Hinsichtlich des laufenden Prozesses bitten wir um Verständnis, dass wir uns während des Verfahrens dazu nicht äußern werden.“, hieß es auf MDR-Anfrage. Es bleibt also spannend, wie dieser Streit zwischen den beiden Thüringer Unternehmen ausgeht.