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Thüringen: Lara könnte viel leisten – ihre Krankheit macht die Job-Suche aber schwer! „Weiß, ich bin nicht normal“

Die 20-jährige Lara aus Thüringen hat von Geburt an Trisomie 21. Sie hat ihren Traum-Job gefunden. Doch die Suche nach einer Stelle ist schwer.

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© Kathleen Müller

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Der Freistaat Thüringen hat Einiges zu bieten. Hier kommen fünf kuriose Fakten, die du vielleicht noch nicht wusstest.

„Ich weiß, ich bin nicht normal“, mit diesem emotionalen Zitat der 20-jährigen Lara wendet sich Mama Kathleen aus Thüringen in einem Facebook-Beitrag an die Öffentlichkeit.

Denn Lara hat ihren Traum-Job gefunden, doch ihre Krankheit legt ihr auf der Suche nach einer Stelle mehrere Steine in den Weg. Wie sich die Thüringerin trotzdem nicht unterkriegen lässt und warum sie trotzdem eine Bereicherung für jeden Arbeitgeber sein kann, verrät uns Mama Kathleen im Interview.

Thüringen: Mama veröffentlicht emotionalen Post im Netz

„Sie ist eine Ruhige, aber ne ganz liebe und offene Person, die auf Menschen zugeht, die zuhören kann… die aber auch verdammt viel erzählen kann. Sie nimmt die Menschen einfach wie sie sind. Sie hat halt nicht die Vorurteile, wie sie die ‚normalen‘ Menschen haben“, beschreibt Mama Kathleen ihre Tochter mit liebevollen Worten. Lara ist 20 Jahre alt und wurde mit Trisomie 21 (im Volksmund auch Down-Syndrom genannt) geboren. Derzeit besucht sie noch das Förderzentrum Dombergschule in Suhl (Südthüringen). Im Jahr 2025 will Lara dann in das Berufsleben starten.

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Doch die Suche nach einem Ausbildungsplatz beziehungsweise Arbeitsplatz gestaltet sich als schwierig. In einer Behindertenwerkstatt mag Lara nicht arbeiten. „Dort hat sie ein Pflichtpraktika gemacht… und 8 Stunden Stäbchen gezählt… Das war nichts für sie“, erinnert sich Kathleen. Im Jahr 2022 hat die damals 19-jährige Thüringerin beim TV-Projekt „Zum Schwarzwälder Hirsch“ mitgemacht und an der Seite von Profi-Koch Tim Mälzer gestanden (wir berichteten). Anschließend machte Lara auch ein Praktikum im Suhler „Waldfrieden“, doch die Küche sei auf Dauer einfach zu stressig und anstrengend für die junge Frau.

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Die 20-jährige Lara weiß, in welchem Beruf sie arbeiten will, doch für die Thüringerin ist die Jobsuche nicht einfach. Foto: Kathleen Müller

Wie es das Schicksal wollte, verschlug es Lara mehr durch Zufall in die Altenpflege. „Es kam eine Freundin auf mich zu, die eine Führungskraft in der Pflegedienstleistung war. Sie hat im Rahmen ihrer Bachelor-Arbeit über gehandicapten Menschen in der Pflege gearbeitet und gefragt, ob Lara nicht Lust hätte mitzumachen“, erzählt Mama Kathleen. Und in dieser Arbeit ist Lara sprichwörtlich aufgeblüht.

„Das war natürlich der Knackpunkt“

„Das war natürlich der Knackpunkt. Das hat ihr so gut gefallen, da möchte sie jetzt einfach weitermachen“, kommentiert die 38-jährige Thüringerin. Natürlich sei die Leistungen von Lara nicht mit der einer Fachkraft zu vergleichen. Aber: „Sie hat mit Omas und Opas ‚Mensch ärgere dich nicht‘ gespielt oder Biathlon geguckt, aber auch Arbeiten erledigt, wie Wäsche aufhängen… oder sie hat mit den Bewohnern Obstsalate gemacht“, berichtet Mama Kathleen von den Erlebnissen ihrer Tochter. Lara habe eben die Zeit, die Fachkräfte leider nicht immer haben. „Aber sie hat Ausdauer und Durchhaltevermögen und ist sehr lernwillig“, beschreibt die 38-Jährige ihre Tochter liebevoll.

Lara brauche aber auch eine feste Bezugsperson, jemanden, der sie in gewissen Situationen wieder motiviert – „Dann macht sie auch weiter“, ist sich Mama Kathleen sicher. Und welcher Mensch kennt solche demotivierenden Phasen im Berufsalltag denn nicht? „Die Arbeit mit den Menschen macht ihr schon Spaß. Sie schafft es immer wieder, einen guten Draht zu den Leuten zu finden“, so Mama Kathleen.


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Der Post der Thüringerin fand auf Facebook viel Zuspruch und wurden bereits fast 600 Mal geteilt – mit Erfolg. Anfang Mai darf Lara zum Vorstellungsgespräch im DRK Seniorenheim in ihrem Heimatort Zella-Mehlis. „Das wäre perfekt“, kommentiert die 38-Jährige. Und was sagt die 20-Jährige dazu? „Die hat sich sehr gefreut“, erzählt Mama Kathleen. Bei der Frage, ob Lara denn schon aufgeregt sei, kann sie nur lachen: „Sie ist tiefenentspannt. Lara geht an so etwas ohne Angst und Furcht ran“. Da könnten wir uns wahrlich alle eine Scheibe von Lara abschneiden.