Thüringen steckt in einer Job-Krise. Das haben neuesten Zahlen der Regionaldirektion der Bundesarbeitsagentur ergeben. Während sich in anderen Bundesländern die Jobangebote häufen, bleibt der Freistaat gefühlt auf der Bremse stehen.
Raum für Optimismus gibt es kaum. Aktuell gibt es rund 70.300 Arbeitslose in Thüringen – das sind nur 400 weniger als im Vormonat. Die Arbeitslosenquote stagniert bei 6,4 Prozent und liegt damit sogar etwas höher als im Vorjahr (6,1 Prozent).
Job-Krise in Thüringen?
Besonders erschreckend: Die Langzeitarbeitslosigkeit hat in Thüringen stark zugenommen. Fast ein Drittel aller Jobsuchenden ist mittlerweile seit über einem Jahr ohne Arbeit. Das sind 24.900 Menschen – satte 1.400 mehr als noch vor einem Jahr. Für Markus Behrens, den Geschäftsführer der Regionaldirektion, ein ernstes Problem. „Die Chancen arbeitsloser Menschen, insbesondere mit geringerem Qualifikationsniveau, eine neue sozialversicherungspflichtige Beschäftigung zu finden, sind aktuell eher gering“, erklärt er.
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Doch woher kommt die vermeintliche Trägheit? Ein wichtiger Faktor scheint laut Behrens die schwächelnde Konjunktur zu sein. Viele Unternehmen in Thüringen halten sich mit Neueinstellungen zurück. Besonders im Mai, der oft als „Job-Monat“ bekannt ist, hätten viele Arbeitssuchende auf bessere Nachrichten gehofft. Doch die Realität zeichnet ein anderes Bild.
„Wachstumsimpulse aus dem Bund fehlen“
Ironischerweise gibt es in Thüringen dennoch viele freie Stellen. Rund 15.000 Jobs sind aktuell unbesetzt. Gesucht werden aber vor allem Fachkräfte – und die sind in vielen Branchen einfach nicht zu finden. Im Durchschnitt bleiben offene Fachkräftestellen 135 Tage unbesetzt, in einigen Bereichen wie dem Hochbau sogar bis zu 290 Tage. Die Lösung? Weiterbildung und Qualifikation. Sowohl Arbeitnehmer als auch Unternehmen müssen laut Behrens mehr in ihre Kompetenzen investieren, um die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage zu schließen. Doch das klingt einfacher, als es ist: Besonders kleinen Firmen fehlen oft die Ressourcen, um ihre Mitarbeitenden umfassend weiterzubilden.
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Zusätzlich sorgt eine weitere Entwicklung für Stirnrunzeln: Im Mai wurden nur noch 2.800 neue Arbeitsplätze gemeldet – das sind 800 weniger als noch im April. Zwar liegt die Zahl noch knapp über dem Vorjahresniveau, doch der Trend ist eindeutig. Matthias Kreft, der Geschäftsführer des Verbands der Wirtschaft Thüringen, schlägt Alarm: „Nach wie vor fehlen Wachstumsimpulse aus dem Bund, die die Zuversicht der Unternehmen erhöhen würde.“ (mit dpa)