Eine Bäckerei im Osten sorgt für Aufsehen. Der Grund ist der Aushang im Schaufenster – und das, was damit einhergeht: „Bye bye Bargeld, hallo Karte“ ist zu lesen. Die Botschaft dahinter ist klar, wer hier einkauft, braucht seine haptischen Moneten nicht auf den Tresen zu legen (wir berichteten). Die Diskussionen lassen nicht lange auf sich warten, ebenso die Spekulationen, ob uns in Thüringen künftig ein ähnliches Bargeld-Fiasko erwartet.
Wir haben bei der Thüringer Bäckerei Bergmann nachgefragt. Und so viel sei vorneweg gesagt, der Betrieb hat tatsächlich mit dem Gedanken gespielt. Denn der Verzicht auf Bargeld hat etliche Vorteile – ist im Freistaat allerdings nicht wegzudenken.
Thüringer Bäckerei findet deutliche Worte
Sobald es um das Bargeld geht, erhitzen sich die Gemüter – nicht nur in Thüringen, sondern in ganz Deutschland. Während vor allem die jüngere Generation gerne Handy, Smartwatch und Karte an der Kasse zücken, ist das für viele andere unvorstellbar. Das weiß auch Tino Hafermalz, Sprecher der Thüringer Bäckerei Bergmann. „Das ist einfach im Kopf der Leute drin. Es ist für sie nicht normal, beim Bäcker mit Karte zu bezahlen“, kommentiert er das Projekt der Leipziger Bäckerei im Gespräch mit unserer Redaktion.
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Die Konsequenzen kann sich der Mitarbeiter der Thüringer Bäckerei auch bildhaft ausmalen. „Da wird es Leute geben, die dann sagen ‚Ich komm nicht mehr zu euch‘ – selbst zehn Prozent Kundenverlust wäre schon ein Super-GAU!“ Auch die damit einhergehenden Diskussionen bei der Kundschaft ziehen vor seinem inneren Auge vorbei: „Das willst du auch keiner Verkäuferin hinter dem Tresen zumuten. Wenn die das am Anfang jeden Tag erklären muss. Nach zwei Tagen kommt die Verkäuferin nicht mehr wieder, verständlicherweise, weil ich mir vorstellen kann, was für einen Shitstorm über sie hereinbrechen würde“, ist sich Tino sicher.
Bargeldloses Bezahlen hat Vorteile
Wenn es der Markt in Thüringen hergebe, würde die Bäckerei Bergmann sofort auf ausschließlich bargeldloses Bezahlen umstellen. Denn das hat deutliche Vorteile. „Wenn wir morgen kein Bargeld mehr hätten, bräuchten wir keine Entsorgung“, berichtet er. Mit „Entsorgung“ ist sozusagen das Herausschaffen des Geldes aus den Filialen gemeint. Sprich: Geldtransporte müssen kommen oder jemand muss die Moneten zur Bank bringen – und das kostet ordentlich.
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Außerdem wäre das Thema Diebstahl vom Tisch. Es könnte sich keiner einfach so aus der Kasse bedienen – Fälle, die wohl in jedem Unternehmen irgendwann einmal auftreten. Trotzdem sei die Abschaffung des Bargeldes in den Thüringer Filialen laut Tino keine Option: „In einer Großstadt, wo die Leute offener sind, ist das vielleicht machbar, aber bei uns auf dem platten Land…“, überlegt er und fährt fort, „Immerhin sind Bäckereien heutzutage immer noch die einfachste Stelle für Kunden, um ihr Klimpergeld loszuwerden.“ Und dabei sicherlich auch noch eine der leckersten.
Die Thüringer können also ihre Gemüter abkühlen. Brot, Brötchen, Kuchen und alle anderen Leckereien können weiterhin bar bezahlt werden.