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Bodo Ramelow schlägt neue Hymne vor – und das Netz reagiert heftig: „Spinner“

Bodo Ramelow schlägt neue Hymne vor – und das Netz reagiert heftig: „Spinner“

Bodo Ramelow Ministerpräsident Thüringen
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Archivfoto) Foto: Imago / Phototek

Erfurt. 

Der Vorschlag von Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow für eine neue Nationalhymne hat eine heftige Debatte entfacht. Auf Facebook kommentierten Hunderte Nutzer die Forderung des Linken-Politikers – zum Teil mit schwersten Beleidigungen. Auch in der Politik ist eine große Diskussion ausgebrochen.

Bodo Ramelow entfacht hitzige Debatte um deutsche Nationalhymne

„Spinner“, „peinlich dieser Mensch“, „der Typ hat einen totalen Treffer“ – solche und noch weit schlimmere Kommentare ergießen sich derzeit im Netz über Bodo Ramelow. Garniert wird die Ablehung durch Rücktrittsforderungen und Kotz-Emojis. Eine konstruktive Auseinandersetzung mit den Aussagen des Thüringer Regierungschefs leisten sich nur wenige Nutzer.

Auferstanden aus Ruinen: Leser bringt DDR-Hymne ins Spiel

Neben der heftigen Ablehnung gibt es aber auch Zustimmung, dass über die aktuelle Nationalhymne durchaus diskutiert werden sollte. „Nach dem Zusammenschluss der beiden deutschen Staaten stand zur Debatte, ob das Deutschlandlied oder die Eisler-Hymne (auferstanden aus Ruinen) als Nationalhymne verwendet werden sollten“, schreibt beispielsweise ein Leser an Thüringen24. „Die Eisler-Hymne trifft meines Erachtens das deutsche Wesen besser, da sie den Aufstieg unseres Landes aus den Trümmern des Krieges beschreibt, was ja wohl den Fakten entspricht.“

Bodo Ramelow spricht sich für neue Nationalhymne in Deutschland aus

Im Interview mit der Rheinischen Post hatte sich Ramelow für eine neue Nationalhymne ausgesprochen: „Ich singe die dritte Strophe unserer Nationalhymne mit, aber ich kann das Bild der Naziaufmärsche von 1933 bis 1945 nicht ausblenden.“

Lied der Deutschen: AfD singt alle drei Strophen

Bei der Nationalhymne handelt es sich um die dritte Strophe des „Lieds der Deutschen“ von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben („Einigkeit und Recht und Freiheit“). Die Nazis ließen nur die erste Strophe singen („Deutschland, Deutschland über alles“). Erst kürzlich hatte die AfD für Aufregung gesorgt, als bei einer Parteiveranstaltung alle drei Strophen gesungen wurden und Thüringes AfD-Chef Björn Höcke einstimmte.

Können sich Ostdeutsche nicht richtig mit der Nationalhymne identifizieren?

Auch 30 Jahre nach dem Mauerfall sängen viele Ostdeutsche die Hymne nicht mit, sagte Ramelow. „Ich würde mir wünschen, dass wir eine wirklich gemeinsame Nationalhymne hätten. Bisher hat dieser Wunsch leider immer nur für empörte Aufregung gesorgt.“ Er plädierte für einen neuen Text, „der so eingängig ist, dass sich alle damit identifizieren können und sagen: Das ist meins“.

CDU in Thüringen kritisiert Bodo Ramelow

Kritik handelte sich Ramelow von der CDU ein. „Die politische Bilderstürmerei gegen ein Symbol der Bundesrepublik Deutschland ist unerträglich“, sagte Thüringens CDU-Chef Mike Mohrin laut Mitteilung. „Die dritte Strophe des Deutschlandliedes drückt auf geradezu ideale Weise aus, was unseren demokratischen Nationalstaat im Innersten zusammenhält und welche Bürgertugenden ihn mit Leben erfüllen.“ Gerade für ein Land, das sich um seinen Zusammenhalt sorge, enthielten die Zeilen August Heinrich Hoffmann von Fallerslebens entscheidende Botschaften.

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Rico Gebhardt: Ost und West hatten keine Vereinigung auf Augenhöhe

Für überfallig dagegen hält der sächsische Linken-Politiker Rico Gebhardt eine Diskussion über die deutsche Nationalhymne. „30 Jahre nach dem Mauerfall holt uns die unaufgearbeitete Vergangenheit der Folgen eines Beitritts ein, der eben keine Vereinigung auf Augenhöhe gewesen ist“, erklärte der Fraktionschef der Linken im Landtag am Donnerstag in Dresden.

Vorschlag: Kinderhymne von Bertolt Brecht für Deutschland

Gebhardt schlug stattdessen die Kinderhymne von Bertolt Brecht als Alternative vor: „Der Text ist von schlichter Schönheit und entspricht einem aufgeklärten Heimatverständnis, das keinen Platz für Nationalismus und übersteigerten Patriotismus lässt.“ Brechts Hymne war bereits im Zusammenhang mit der Deutschen Einheit 1990 im Gespräch. (maf, dpa)