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Nach Weltkindertag: Nun könnte es noch einen neuen Feiertag geben – aus DIESEM Anlass

Nach Weltkindertag: Nun könnte es noch einen neuen Feiertag geben – aus DIESEM Anlass

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Über den Weltkindertag und die Anregung eines weiteren neuen Feiertages wird in Thüringen heiß diskutiert. Foto: Holger Hollemann/dpa, Screenshot Facebook

Thüringen. 

Zum ersten Mal ist in Thüringen der Weltkindertag am Freitag (20.9.) arbeitsfrei. Ein Wahlgeschenk meinen Kritiker – familienfreundlich, so die Befürworter. Und die wollen sogar noch einen Feiertag draufsetzen.

Die Einwohner aber reagieren überraschend gespalten und diskutieren hitzig im Netz.

1. Weltkindertag als Feiertag in Thüringen: Doch das freut nicht jeden

Die Thüringer können sich auf ein verlängertes Wochenende freuen: Erstmals ist der Weltkindertag an diesem Freitag arbeitsfrei für die Menschen im Freistaat.

Der Landtag hatte Ende Februar den 20. September zum gesetzlichen Feiertag erhoben. Daher gibt es nun pro Jahr elf arbeitsfreie Feiertage in Thüringen. Der Freistaat reiht sich im Mittelfeld aller Bundesländer ein, die zwischen neun und 14 Feiertage ausweisen. Im Januar hatte Berlin den Internationalen Frauentag am 8. März zum gesetzlichen Feiertag erklärt.

Weltkindertag in Thüringen: „Ein Wahlgeschenk von RRG“

„Kinder brauchen Zuwendung und Eltern benötigen Zeit für ihre Kinder“, begründete Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) die Wahl des Datums.

Daher dürften sich die Thüringer Eltern mit ihren Kindern jetzt auf einen freien Tag für die ganze Familie freuen. Kritiker – etwa aus den Reihen der Opposition – sehen hingegen in dem zusätzlichen Feiertag ein Wahlgeschenk von Rot-Rot-Grün, denn am 27. Oktober wird in Thüringen ein neuer Landtag gewählt.

Weltkindertag soll Wirtschaft Millionen kosten

Die Thüringer Arbeitgeber halten den zusätzlichen Feiertag nicht nur für teuer, sondern auch für unnötig. Der arbeitsfreie Tag koste die Thüringer Wirtschaft 72 Millionen Euro und schränke ihre Wettbewerbsfähigkeit ein.

„Schließlich bietet jeder Feiertag die Gelegenheit, Familienbeziehungen zu pflegen“, kritisierte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Wirtschaft Thüringens (VWT), Stephan Fauth. „Dieser Feiertag ist ein Wahlgeschenk von Rot-Rot-Grün.“

IHK Erfurt: Neuer Feiertag ist „politisches Ziel“

So sieht es auch die Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt. „Leider müssen hier wieder einmal die Unternehmer einseitig die Folgekosten eines politischen Ziels tragen“, so IHK-Vizepräsidentin Kerstin Schreiber.

Außerdem sei nicht bedacht worden, dass gerade viele Berufspendler an diesem Tag ein Betreuungsproblem haben, wenn Kindergärten und Schulen geschlossen sind.

„Auch Mitarbeiter deutschlandweit aufgestellter Unternehmen, so zum Beispiel Logistiker und Servicecentermitarbeiter, müssen trotzdem auf der Arbeit erscheinen, denn die Anrufe aus ganz Deutschland gehen auch ein, wenn in Thüringen Feiertag ist“, so Schreiber.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) dagegen sieht in dem neuen Feiertag ein gutes Zeichen für ein familienfreundliches Thüringen. 25 Prozent der Thüringer Arbeitnehmer arbeiteten täglich in Schichtmodellen.

Positives Signal der Entschleunigung

Ein zusätzlicher Feiertag sei daher ein positives Signal der Entschleunigung an alle Beschäftigten, meinte der Leiter der DGB Landesvertretung, Sandro Witt. Außerdem arbeiteten die Thüringer Beschäftigten durchschnittlich 76 Stunden länger als der Bundesdurchschnitt – das seien fast zwei Arbeitswochen mehr im Jahr.

DGB regt neuen Feiertag an

Zusätzlich liegen laut DGB die Löhne in Thüringen im Durchschnitt 24 Prozent unter denen in Westdeutschland. „Der zusätzliche Feiertag ist also durch die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Thüringen bereits mehrfach bezahlt“, erklärte Witt.

8. Mai als Tag der Befreiung vom Faschismus?

Der DGB regte zudem an, den 8. Mai als Tag der Befreiung vom Faschismus zum Feiertag zu machen, um so ein Zeichen gegen Rassismus, Ausgrenzung und Diskriminierung zu setzen.

Weltkindertag spaltet Bevölkerung in Thüringen

Auf Facebook wird der Vorschlag und selbst der anstehende Weltkindertag heiß diskutiert. Die Menschen betrachten die Neuerungen scheinbar ziemlich gespalten. So spricht ein Nutzer etwa von „Irrsinn“, der kaum mehr aufzuhalten sei. Ein anderer verstehe den Sinn des Weltkindertages erst gar nicht.

Schichtarbeiter und bestimmte Berufsfelder ausgeschlossen

Insbesondere Menschen, die Schicht arbeiten oder aufgrund ihrer Berufswahl Tätigkeiten regulär an Sonn- und Feiertagen verrichten, fühlen sich offenbar völlig ausgeschlossen. „Was bringt der,, neue,, feiertag wenn manche Elternteile durch die Arbeit nicht bei ihren Kindern sein können??“, fragt etwa Jenny in Bezug auf Lkw-Fahrer.

„Auf jeden Feiertag kommt ein verkaufsoffener Sonntag… Also können die sich den auch schenken und wer im Handel arbeitet weiß das vor und nach Feiertag doppelter Stress ist“, meint Daniela.

„Na jetzt ist aber gut… Es wird ein zusätzlicher freier Tag eingeführt und dann wird auch nur gejammert. Typisch deutsch“, schreibt Silvio und weist daraufhin, dass trotzdem der Großteil der Arbeitnehmer von dem Feiertag profitieren könne.

Neuer Feiertag in Thüringen: Rechte oder Bier

Andere sind absolut begeistert von dem Vorschlag, Thüringen einen weiteren Feiertag zu schenken. Der „Frauentag“ scheint als solcher hochbeliebt zu sein, um sich für die Gleichberechtigung des weiblichen Geschlechts stark zu machen. Manche wollen aber auch einfach nur „Saufen, saufen, saufen“ oder „Einfach nur frei“, wie es in den Kommentaren heißt.

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Warum keine Einheitlichkeit?

Unterm Strich aber scheinen sich die Meisten einig: Es sollten einfach deutschlandweit die gleichen Feiertage eingeführt werden. „Iris Gräßer Nicht jedem Bundesland seine diversen Feiertage zugestehen, sondern endlich mal für ganz Deutschland einführen. Meine Güte… ist das denn nur so schwer“, schreibt Iris abschließend. (dpa, aj, ck)