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Erfurt: 474 Namen werden mit Kreide auf Willy-Brandt-Platz geschrieben – die Botschaft ist wichtig

Erfurt: 474 Namen werden mit Kreide auf Willy-Brandt-Platz geschrieben – die Botschaft ist wichtig

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Schreibaktion von Margarete Rabow für die 66.000 ermordeten österreichischen Jüdinnen und Juden in Wien im Jahr 2018. Ein solches Projekt ist nun in Erfurt geplant. Foto: Claudia Rohrauer

Erfurt. 

In Erfurt gibt es eine besondere und wichtige Aktion!

Am Montag, 9. Mai, werden 474 Namen mit Kreide auf den Willy-Brandt-Platz in Erfurt geschrieben. Es sind die Namen derer, die aufgrund ihres Glaubens oder jüdischen Herkunft im Nationalsozialismus aus Erfurt deportiert und getötet wurden.

Erfurt: Schreibaktion ist erst der Anfang

Die Schreibaktion ist der erste von vier Teilen eines großen Erinnerungsprojekts, das an die Schicksale der Menschen erinnern soll, die vor 80 Jahren aus Thüringen deportiert wurden. Landesrabbiner Alexander Nachama soll die Aktion mit einem Gedenkgebet eröffnen. Interessierte mögen sich anmelden, sagte Künstlerin Margarete Rabow am Dienstag in Erfurt. Sie halte aber auch Plätze für Spontanschreibende auf.

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Das ist die Stadt Erfurt:

  • wurde 742 erstmals urkundlich erwähnt
  • Landeshauptstadt von Thüringen, mit 214.000 Einwohnern auch die größte Stadt
  • Sehenswürdigkeiten: Krämerbrücke und Erfurter Dom
  • Oberbürgermeister ist Andreas Bausewein (SPD)

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Mehr als 500 jüdische Bürgerinnen und Bürger wurden in den Maitagen 1942 aus 42 Orten in der Viehauktionshalle in Weimar gesammelt und von dort verschleppt. Nur eine junge Frau überlebte.

Erfurt: So ist das Projekt entstanden

Das Projekt entstand in Kooperation mit dem Erinnerungsort Topf & Söhne, der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek und der Landeszentrale für politische Bildung. Nach Erfurt sollen am 9. September Meiningen und am 11. September Gera folgen. Ihren Abschluss finden soll die Aktion am 19. September in Weimar mit der Niederschrift aller Thüringer Namen, die bis dahin geprüft und dokumentiert werden konnten.

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Um an alle Ermordeten dauerhaft zu erinnern, soll zudem im Zuge der Arbeiten ein digitales Gedenkbuch entstehen, das am 1. September freigeschaltet werden soll. Denn noch ist die Gesamtzahl der Thüringer Todesopfer nicht gesichert. Über 6000 Jüdinnen und Juden lebten vor 1933 im Gebiet des heutigen Thüringen. Etwa 2500 sollen im Zuge der Shoah gestorben sein. (dpa)