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Thüringen: Familie nimmt Ukraine-Flüchtlinge auf – Dann bekommen sie einen Brief, der sie fassungslos macht

Thüringen: Familie nimmt Ukraine-Flüchtlinge auf – Dann bekommen sie einen Brief, der sie fassungslos macht

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© IMAGO/ZUMA Wire

100 Tage Krieg in der Ukraine

Am Freitag ist es 100 Tage her, dass Russland sein Nachbarland angegriffen hat. AFPTV zeigt die eindrücklichsten Bilder in einer animierten Foto-Slideshow.

Erfurt. 

Neben vielen großen Städten in Deutschland, haben viele Flüchtlinge aus der Ukraine auch in Thüringen eine Unterkunft finden können. Das lag nicht zuletzt an der großen Hilfsbereitschaft der Menschen vor Ort.

Doch nicht selten stößt die Hilfsbereitschaft an ihre Grenzen. Vor allem dann, wenn Behörden den Helfern Steine in den Weg legen. Nun erreichte eine Familie aus Thüringen ein Brief. Was darin zu lesen ist, sorgt für Fassungslosigkeit.

Thüringen: Brief sorgt für Fassungslosigkeit – „eine Katastrophe“

Der Brief sei vom Müllentsorgungsunternehmen gekommen – inklusive der Nachricht, dass die Müllgebühren höher werden. Dieser Fall beschäftigt nun auch Landtag und Landesregierung. Die Thüringer Landesregierung soll prüfen, ob Menschen, die ukrainische Kriegsflüchtlinge bei sich aufgenommen hatten, systematisch die Müllgebühren erhöht wurden.

Der Petitionsausschuss im Landtag habe eine entsprechende Bitte an das Innenministerium herangetragen, sagte die Ausschussvorsitzende Anja Müller (Linke) der Deutschen Presse-Agentur. In mindestens einem Fall sei es offenbar zu einer solchen Gebührenerhöhung gekommen.

„Menschlich-politisch ist das eine Katastrophe“, sagte Müller. „Welches Signal wird da an Menschen gesendet, die anderen Menschen, die in wirklich großer Not sind, helfen?“ Jene, die Flüchtlinge bei sich aufnähmen, verdienten Unterstützung und Dank und keine Bescheide über höhere Müllgebühren.

Petition erreicht Thüringer Langtag

Nach Angaben Müllers hat den Ausschuss vor wenigen Tagen eine Petition erreicht, in dem sich Menschen aus Mittelthüringen darüber beklagen, dass sie unmittelbar nach der Aufnahme ukrainischer Flüchtlinge bei sich Post von dem für sie zuständigen Müllentsorgungsunternehmen erhalten hätten. Mit diesem Schreiben sei ihnen mitgeteilt worden, dass sie nun höhere Abfallgebühren zahlen müssten, weil mehr Personen als zuvor in ihrem Haushalt lebten. Das Unternehmen habe diese Information wahrscheinlich von der Gemeinde erhalten, nachdem die Ukrainer sich auf dem für sie zuständigen Einwohnermeldeamt registriert hätten.

Müller sagte, dieser Vorgang sei für die Thüringer Familie besonders unverständlich: Sie erhielt nach eigenen Angaben keinerlei Hilfe durch das für sie zuständige Landratsamt bei der Aufnahme der Flüchtlinge – und sei nun aber mit höheren Kosten konfrontiert.

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Einzelfall oder nicht? Das muss der Thüringer Landtag nun prüfen

Für den Petitionsausschuss sei es einerseits sehr wichtig zu wissen, ob es sich um einen Einzelfall handele oder ob Entsorgungsunternehmen auch in anderen Teilen Thüringens derart verfahren seien, sagte Müller. Andererseits gebe es zu diesem konkreten Fall nun viele Detailfragen zu klären. Unter anderem wollten die Abgeordneten wissen, ob in solchen Fällen mit Ausnahmeregelungen für aufnahmebereite Thüringer gearbeitet werden könne. Auch das Justizministerium sei in die Bearbeitung des Falls eingebunden.

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Ende Juni soll die Petition im Ausschuss weiterberaten werden. Müller sagte, sie hoffe darauf, dann weitere Informationen von der Landesregierung erhalten zu haben. (dpa)

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