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Erfurt: Schock vor Synagoge! Männer zünden Israel-Gedenkzettel an – „Schutzstatus verwirkt“

Was sich vor einer Erfurter Synagoge abgespielt hat, schockiert und macht wütend. Zwei Männer haben Israel-Gedenkzettel angezündet.

Erfurt
© picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Martin Schutt

Bundesbeauftragter: Judenhass so stark wie seit Jahrzehnten nicht

Der Hass gegen Juden in Deutschland ist laut dem Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung, Felix Klein, auf einem so hohen Niveau wie seit Jahrzehnten nicht. Seit dem 7. Oktober wurden mindestens 2000 Straftaten im Zusammenhang mit dem Nahostkonflikt gezählt, sagte Klein in Berlin.

Was sich vor einer Erfurter Synagoge abgespielt hat, macht wütend und schockiert. Zwei Männer haben dort am frühen Sonntagmorgen (12. November) Gedenk-Zettel angezündet, auf denen Menschen Solidarität mit Israel bekundet haben.

Der Vorfall sorgt bei Politikern für Entsetzen. Bodo Ramelow (Linke) und Georg Maier (SPD) finden deutliche Worte zu der Feuer-Aktion vor der Erfurter Synagoge.

Erfurt: „Wer so etwas tut, hat Schutzstatus verwirkt“

Unbekannte haben an der Neuen Synagoge in Erfurt in der Nacht zum Sonntag Papiere zum Gedenken an die Menschen in Israel angezündet. Auf der mit Grabkerzen belegten Treppe vor der Synagoge brannten demnach Papierstücke, wie die Polizei am Sonntagmorgen mitteilte. Die Beamten nahmen zwei verdächtige betrunkene Männer fest. Niemand wurde verletzt. Zu den Gründen der Brandstiftung lagen zunächst keine Infos vor. Die Ermittlungen laufen.

Nach Angaben von Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) werden zwei Asylbewerber verdächtigt, den Brand gelegt zu haben. Er verurteilte die Tat auf der Plattform X (ehemals Twitter). „Wer so etwas tut, hat seinen Schutzstatus bei uns verwirkt“, schrieb er.

Bodo Ramelow mit deutlichen Worten: „Beschämend“

Ähnlich äußerte sich Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) bei X: „Wer Schutz bei uns begehrt, aber die Schutzrechte von Jüdinnen und Juden missachtet, der kann sich auf Schutzgewährung nicht mehr berufen.“ Für Ramelow ist außerdem ganz klar:

„Das ist keine Ordnungswidrigkeit, das ist auch kein Dummejungenstreich, hier wurden ganz klar rote Linien überschritten.“ Thüringens Ministerpräsident stehe fest auf der Seite der jüdischen Gemeinde. „Dass jüdische Bürgerinnen und Bürger nach dem terroristischen Angriff der Hamas auf Israel auch in Deutschland um ihre Sicherheit fürchten müssen und dass sie Opfer von Diskriminierung und Gewalt werden, ist beschämend“, so Bodo Ramelow weiter.


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Gerade auch jetzt, nachdem der 9. November erst wenige Tage hinter uns liegt und sich zum 85. Mal die Reichspogromnacht jährte. Eine Nacht, in der die Nationalsozialisten schwerste Verbrechen an Juden verübten. Ob es ein kleiner Brand gewesen sei oder die Täter betrunken gewesen seien, sei für Ramelow außerdem kein Argument. Er fordert eine schnelle und eindeutige Reaktion. „Denn an solche Übergriffe wollen wir uns in Thüringen nicht gewöhnen.“ (jko mit dpa)