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Erfurt: Gibt es ein neues Angst-Viertel? Stadt sieht sich gezwungen, zu handeln

Während der Anger in Erfurt bereits seit 2017 als „gefährlich Ort“ gilt, häufen sich nun die Vorfälle in einer anderen Straße.

Erfurt
© Benjamin Pogadl/ Thüringen24

Was du über die Stadt Erfurt wissen solltest

In diesem Video stellen wir dir die thüringische Hauptstadt vor.

Der Anger in Erfurt ist immer wieder Gegenstand vieler Diskussionen. In regelmäßigen Abständen eskaliert es auf dem belebten Platz in der Innenstadt. Bereits 2017 wurde der Anger von der Polizei als „gefährlicher Ort“ eingestuft. Sicherheitsmaßnahmen wie hellere Lampen und eine erhöhte Polizeipräsenz zeigten bisher mäßig Erfolg. Deshalb soll jetzt endlich die polizeiliche Video-Überwachung kommen (>>HIER<< mehr dazu).

Doch auch eine andere Straße unweit des Angers sorgte in den vergangenen Wochen und Monaten für traurige Aufmerksamkeit. Die Vorfälle dort gehen teilweise weit über eskalierende Streitgespräche und Schlägereien hinaus. Gibt es ein neues Angst-Viertel in Erfurt? Wir haben mit der Polizei und der Stadt über die Situation und Maßnahmen zur Eindämmung gesprochen.

Erfurt: Anstieg der Kriminalität im Bereich Schmidtstedter Straße

Die unfassbaren Szenen, die sich am 28. Februar in der Schmidtstedter Straße ereignet haben, waren noch Wochen nach dem Vorfall in aller Munde. Denn unweit des Angers wurde ein 36-jähriger Mann auf offener Straße niedergestochen (wir berichteten). Anfang April war die Erfurter Polizei mit einem Großaufgebot in ebendiesem Bereich unterwegs, nachdem es zu einer heftigen Auseinandersetzung zwischen mehreren Personen gekommen war. Auch ein Messer war im Spiel (wir berichteten). Und das sind nur die Ereignisse, die sich jüngst in der Straße abspielten. Doch ist das nur subjektives Wahrnehmen oder wird die Schmidtstedter Straße tatsächlich zum neuen Kriminalitäts-Hotspot?

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„Im Bereich der Schmidtstedter Straße ist ein Anstieg der Kriminalität in den letzten Jahren feststellbar“, bestätigt Steffi Eichhorn von der Pressestelle der Erfurter Polizei auf Nachfrage von Thüringen24. Die Anzahl von Körperverletzungsdelikten (einfache Körperverletzung und gefährliche Körperverletzung) im Zeitraum Oktober 2023 bis März 2024 liege im mittleren zweistelligen Bereich, wie die Sprecherin mitteilt. Doch es gab auch Vorfälle, die weit über das Delikt der Körperverletzung hinausgehen. „[Es] wurde eine einstellige Anzahl von Raubstraftaten sowie ein versuchtes Tötungsdelikt erfasst“, so Eichhorn.

Erfurt: Polizeipräsenz erhöht

Auch Andreas Horn, Dezernent für Sicherheit, Umwelt und Sport, bestätigt im Gespräch mit Thüringen24, was viele bereits vermutet haben: „Die Empfindungen stimmen überein. In den letzten Jahren gab es einen Anstieg an Delikten und Körperverletzungen.“ Die Stadt Erfurt ist sich bewusst, dass gehandelt werden muss.

Die Polizei und die Stadt Erfurt stünden nicht nur wegen der Situation am Anger, sondern auch den Vorfällen in der Schmidtstedter Straße in regem Kontakt. Erste Maßnahmen seien bereits ergriffen worden, wie Horn berichtet. Die Polizeistreife sei in dem Bereich erhöht worden – zusätzlich zur „Auto-Streife“ gebe es eine „Fuß-Streife“. Mehr noch: „Die Ordnungsbehörde und die Polizei machen gemeinsame Streifen in dem Bereich – das haben sie so noch nie gemacht“, erzählt Horn. Eine sichtbare Polizeipräsenz sei wichtig, um weitere Vorfälle eindämmen und schneller reagieren zu können.

„Wichtig ist, Straftäter schnell zu fassen“

Perspektivisch soll auch die Anzahl der sogenannten Kontaktbereichsbeamten steigen – der Polizeibeamten, die zeitweise Sprechstunden im Innenstadt-Büro (Anger 81) anbieten und Streife laufen. Derzeit sei nur ein Kontaktbereichsbeamter im Einsatz, künftig sollen es mindestens zwei werden – auch zum Wohle der Sicherheit in der Schmidtstedter Straße, die ja nur einen Katzensprung vom Anger entfernt liegt.


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Doch nicht nur die erhöhte Polizeipräsenz sei wichtig, um der gestiegenen Kriminalität Herr zu werden. Die Zusammenarbeit der Stadt Erfurt und der Beamten sei relevant, um zügig reagieren zu können. Denn: „Wichtig ist auch, Straftäter, egal welcher Herkunft, schnell zu fassen und dann auch schnell Strafen zu verhängen“, macht Horn deutlich, „Da muss schnell ein Urteil gesprochen werden – da ist dann die Justiz gefragt.“

Und wer sich jetzt fragt: „Wieso nicht einfach die Kamera-Überwachung ausweiten, wenn die nicht sowieso auch am Anger kommt?“ Das ist tatsächlich gar nicht so einfach. Denn auch am belebten Platz in der Innenstadt war das, was die rechtliche Lage angeht, ein ziemliches Heckmeck. „Wir konzentrieren uns da erst mal auf den Anger. Die rechtlichen Rahmenbedingungen liegen im Bereich Schmidtstedter Straße nicht vor“, bestätigt auch Andreas Horn.