Schon bei der Einführung des Mindestlohns 2015 gab es Prophezeiungen über Hunderttausende neue Arbeitslose aufgrund von zu hohen Kosten für die Arbeitgeber. Es kam anders, Deutschland erlebte unter der Ampel eine neue Rekord-Beschäftigung. Im Presseclub bleibt Journalistin Eva Quadbeck vom RND dieser Sichtweise trotzdem treu: „Der Mindestlohn ist, das kann man nicht wegdiskutieren, eine wirkliche Belastung für die Wirtschaft, für die Arbeitgeber, insbesondere in schwächeren Regionen, insbesondere für kleine Handwerksbetriebe, wie Friseure und Bäckermeister.“
Schließlich müssten diese mittelständischen Arbeitgeber nicht nur einen höheren Stundenlohn zahlen, sondern auch höhere Sozialbeiträge. „Das setzt dann die sogenannte Lohn-Preis-Spirale in Gang.“ Preise werden sich wieder erhöhen, sagt Quadbeck voraus.
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Netto nach Mindestlohn-Erhöhung: „Es bleibt nicht viel übrig“
In der „Presseclub“-Sendung beklagte Quadbeck aber auch aus Sicht der Mindestlohn-Empfänger, dass „gar nicht so viel übrig“ bleibe von der Erhöhung, weil sie auch mehr Sozialabgaben zahlen müssten. Sie stellt damit in der ARD-Talkrunde die Erhöhung als negativ für die Arbeitgeber und zudem nicht als großen Netto-Gewinn für die Arbeitnehmer dar.
Die Realität sieht anders aus. Ein Single, der als Vollzeitkraft zum Mindestlohn arbeitet, Steuerklasse 1, kinderlos und ohne Kirchensteuer, hat laut Berechnungen von „t-online.de“ und dem Bund der Steuerzahler für „Bild“ monatlich ab kommendem Jahr 109 Euro mehr netto! Durch die Mindestlohn-Erhöhung 2026 kommt er aufs Jahr gerechnet also auf über 1.300 Euro mehr netto – nach Abzug von Steuern und Sozialabgaben.
Faktencheck nach ARD-„Presseclub“: Über 2.000 Euro mehr im Jahr bei 14,60 Euro
Im Jahr 2027, wenn der Mindestlohn auf 14,60 Euro steigt, sind es aufs Jahr gerechnet sogar über 2.100 Euro mehr als noch im Jahr 2025. Anders als von Quadbeck im ARD-„Presseclub“ behauptet, bleibt somit tatsächlich einiges übrig von der Erhöhung. Rund 60 Prozent der Brutto-Erhöhung etwa, die anderen 40 Prozent gehen (wie bei allen Beschäftigten) für Steuern und Sozialabgaben drauf.
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Über 1.000 oder sogar über 2.000 Euro mehr im Jahr netto – das macht für Geringverdiener durchaus einen spürbaren Unterschied. So ist beispielsweise auch mal ein kleiner Urlaub finanzierbar. Hinzu kommen mehr Einzahlungen in die Rentenversicherung und damit etwas bessere Perspektiven bei der Altersvorsorge.