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Weimar: Katar? Nein, danke! Diese Bar boykottiert die WM

Ein Pub in Weimar zieht die WM-Reißleine! Hier wird die Winter-WM komplett ausgeklammert. Thüringen24 sprach mit dem Besitzer über die Gründe.

Weimar
© Privat / Montage: Thüringen24

Das sind alle Stadien der WM 2022

Boykottierst auch du die WM?

Was wäre eine WM ohne Public Viewing? Seit dem gefühlten „Sommermärchen“ von 2006 wurde es zur Tradition in ganz Deutschland! An fast jedem Fußball-Großevent werden in den Vorgärten die Beamer aufgestellt, drängen sich die Fans in den Kneipen vor den Leinwänden. Könnte damit aber bei der Winter-WM 2022 Schluss sein? Auch in Thüringen macht sich jetzt ein völlig neuer Trend bemerkbar – und ja, auch die Goethestadt Weimar bleibt davon nicht verschont.

Immer mehr Kneipen kündigen an, in diesem Jahr auf das Public Viewing verzichten zu wollen. Darunter auch ein alt-eingesessener Pub in Weimar. Thüringen24 sprach mit dem Besitzer nach den Gründen hinter der drastischen Entscheidung – und darüber, ob eine WM für einen Pub ohne Public-Viewing überhaupt funktionieren kann.

Weimar: Pub boykottiert die WM

„Eigentlich müsste man ja gar nicht viele Worte verlieren“, meint Uwe Herrmann, seines Zeichens „Smugglers Irish Pub“-Chef – und seit 1996 eine Institution in der Goethestadt. Seit mehreren Jahrzehnten ist sein Lokal eine zentrale Anlaufstelle für viele Sportfans in der Stadt. Zur Winter-WM in Katar müssen sie sich wohl eine andere Kneipe suchen. Denn Public Viewing wird es bei dieser WM im „Smugglers“ nicht geben.

„Als bekannt wurde, dass es dort zu unmenschlichen Arbeitsbedingungen kommt, dass da hunderte Menschen sterben in den Stadien, haben wir uns dazu Gedanken gemacht“, sagt Herrmann. Zunächst im Team, dann im kleinen Kreis im Pub, schließlich im Gespräch mit den Gästen.

Weimar
Pub-Chef Uwe Herrmann aus Weimar will die WM 2022 boykottieren. Foto: Privat

Weimar: Kein Public Viewing zur WM

„Dann kamen immer mehr Argumente, die dagegensprechen, dieses Jahr Public Viewing zu machen“, so der Pub-Chef. Darunter auch: Die Menschenrechts-Situation in Katar. Herrmann: „Das geht halt mit unserer ganzen Linie bei uns im Pub, wo jeder willkommen ist, nicht konform!“

„Das geht halt mit unserer ganzen Linie bei uns im Pub, wo jeder willkommen ist, nicht konform!“

Pub-Chef Uwe Herrmann

Entsprechend wurde die Entscheidung gefällt und sie schlug mittlerweile auch in sozialen Medien ein. Auf der Facebook-Seite „Boycott Qatar 2022“ wird der „Smugglers Irish Pub“ als bisher einziges Lokal aus dem Freistaat angeführt, das in diesem Jahr definitiv kein Public Viewing anbieten wird (Stand: 4. November). Dass sich noch andere anschließen werden, ist mehr als denkbar. Immerhin ist die WM in Katar gerade in Fan-Kreisen hoch umstritten.

Resonanz bisher positiv

„Wir haben bisher vorwiegend positive Resonanz darauf“, erzählt Herrmann, „viele verstehen es.“ Der Pub hat im Vorfeld kleine Broschüren gedruckt mit Infomaterial, auf denen die Gäste die Entscheidung genau nachvollziehen können. Aber auch im Einzelgespräch mit seinen Kunden stoße Herrmann auf viel Verständnis.


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Dass die Entscheidung einen finanziellen Einschnitt für sein Lokal bedeutet, ist ihm natürlich klar. Gut möglich, dass viele Fußball-Fans in der WM-Zeit auf andere Kneipen ausweichen. Für sein eigenes Lokal könnte sich Herrmann aber ein Alternativ-Programm vorstellen. „Vielleicht zeigen wir ja alte WM-Klassiker zu den Spielzeiten“, überlegt er laut. Wie genau das allerdings umzusetzen sei, das wisse er selbst noch nicht so genau.